USA:Patriotisch in Utah

Wie man beim Italiener den besten lokalen Wein bekommt

Von Stefan Fischer

Schon das Gebäude gibt sich redlich Mühe, wie ein toskanisches Steinhaus auszusehen. Noch besser gelingt die Anverwandlung im Inneren des Restaurants: karierte Tischdecken, italienische Musik. Und weil sich dieser "Olive Garden" in St. George, Utah befindet, ist alles sehr viel größer als in Italien. Amerikaner sind es gewohnt, in einem Steakhouse mindestens ein Pfund Fleisch serviert zu bekommen, sie erwarten auch entsprechend riesige Pasta-Portionen. Der Käse wird erst am Tisch über die Gerichte gerieben, es ist eine Zeremonie. Die Laibe sind so groß, dass sie auf Servierwagen herangerollt werden.

Auch die Weine sind italienisch, natürlich. Die Kellnerin kennt sie alle, ist mit einer Empfehlung zur Hand. Und ist irritiert über den Gast, der ihren Rat ausschlägt, wie er überhaupt für italienische Weine nicht zu gewinnen ist. Wenn er schon aus Europa bis in den Westen der USA reise, würde er gerne auch hiesige Weine trinken. Italienische kenne er von zu Hause. Die Kellnerin ist mit ihrem Latein am Ende, braucht jetzt ihrerseits Rat. Kapituliert.

Statt ihrer tritt der Patron an den Tisch. Er versichert sich des Wunsches, der seine Miene aufhellt, entschuldigt sich kurz, kehrt mit zwei Flaschen zurück, öffnet beide. "Probieren Sie und wählen dann", sagt er und erzählt von den Weinen wie von guten Freunden. Das Konzept des "Olive Garden" mag diese Begeisterung nicht vorsehen. Doch der Gast hat vermutlich den besten Wein bekommen, den das Restaurant führt. Ein paar Flaschen sollten noch da sein. Denn die meisten Gäste wählen den Allerwelts-Chianti. Ist schließlich ihr italienischer Abend.

© SZ vom 31.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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