Traumrouten:Den Großglockner im Blick

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Die Fahrt auf der serpentinenreichen Hochalpenstraße erfordert volle Konzentration. Doch wer nur auf die Fahrbahn achtet, verpasst das Beste.

Zweiter Gang, Gas geben, dritter Gang. Dann die Kehre, zurückschalten und wieder Gas geben. Wer auf der Großglockner-Hochalpenstraße unterwegs ist, muss sich konzentrieren. Es bleibt wenig Zeit, die Bergwelt der Hohen Tauern zu genießen.

Zum Glück gibt es auf der Route durch die österreichischen Alpen aber etliche Möglichkeiten für Stopps. Dort wird klar: Die 47,8 Kilometer lange Strecke zwischen Bruck im Salzburger Land und Heiligenblut in Kärnten ist eine Traumstraße.

Seit 70 Jahren fasziniert die Großglocknerstraße die Urlauber. Die kurvige Strecke führt in hochalpine Bereiche. Der Hochtortunnel auf der Grenze von Salzburg und Kärnten liegt 2504 Meter über dem Meer. Die Edelweißspitze, auf die eine 1,6 Kilometer lange Stichstraße mit der Originalpflasterung aus den dreißiger Jahren führt, erreicht 2571 Meter. Die Großglocknerstraße folgt dabei einem alten Handelsweg über die Hohen Tauern, den schon Römer und Kelten nutzten.

Nord-Süd-Richtung bevorzugt

Die heutige, gut ausgebaute Straße nutzen im Schnitt rund 275 000 Fahrzeuge pro Jahr, sagt Peter Embacher, Betriebsleiter der Straßengesellschaft in Fusch. Darunter sind fast 67 000 Motorräder. "Die Biker sind schwer im Kommen, und wir tun für sie eine Menge", sagt Embacher. Dazu zählen neben speziellen Parkplätzen auch kostenlose Schließfächer, in denen Helme und die Motorradkluft verstaut werden können. Weitere Zweiradfans sind die bis zu 10 000 Radler, die sich pro Jahr gratis die Strecke hinaufquälen dürfen.

Zwei Drittel aller Benutzer fahren in Nord-Süd-Richtung. Bis zur Mautstelle Ferleiten ist der Anstieg sanft, aber dann geht es rasant aufwärts. Wer einen Eindruck davon bekommen will, kann von Ferleiten aus auch bis zum Talende unterhalb der Dreitausender Fuscherkarkopf und Sonnenwelleck wandern und die Autos den Hang hinauf fahren sehen.

Die Wanderung von Ferleiten aus lohnt sich aber auch aus anderen Gründen. Wo sich an der Vögei-Alm zur rechten Hand der Wald am steilen Hang lichtet, ragt unvermittelt ein gewaltiger Berg empor: das 3564 Meter hohe Große Wiesbachhorn.

"Vom Talboden bis zum Gipfel sind es gut 2400 Höhenmeter. Eine solche Höhendifferenz gibt es nirgendwo sonst in den Hohen Tauern", erzählt Martha Hutter, Rangerin im Nationalpark Hohe Tauern. "Früher hat man daher das Wiesbachhorn auch für Österreichs höchsten Gipfel gehalten" - bis dann ermittelt wurde, dass der Großglockner noch 234 Meter höher ist.

Zum Glockner wollen fast alle, die sich die Kehren von Fusch über das Hochtor nach Kärnten hinaufwälzen. Museen an der Strecke erklären den Naturraum Alpen. Ein weiterer möglicher Stopp ist neben der Edelweißspitze, wo sich an sonnigen Tagen die Autos dicht an dicht drängen, die Fuscher Lacke, ein kleiner See in 2262 Metern Höhe. Im Gasthaus gegenüber sorgt Wirt Herbert Haslinger mit seinen zahmen Murmeltieren "Shorty" und "Muffi" bei vielen Gästen für Aufsehen.

In Serpentinen bergab

Südlich des Hochtors geht es zunächst in Serpentinen bergab, ehe eine weitere Stichstraße abzweigt - fast bis zum Großglockner. Es lohnt sich, früh am Tage zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe zu fahren. Dann steht der Glocknergipfel schön im Sonnenlicht, und noch überschwemmen keine Reisebusse die Aussichtsterrasse nahe des Pasterze-Gletschers.

Auf der Fahrt weiter zum Wallfahrtsort Heiligenblut sind dann erneut ein paar Kehren zu durchfahren: Dritter Gang, Gas wegnehmen, bremsen, zweiter Gang, dann wieder beschleunigen. Aber das kennt der Autofahrer ja schon von der Fahrt auf der Großglockner-Hochalpenstraße.

Informationen: Die Großglockner-Hochalpenstraße ist noch bis Ende Oktober geöffnet. Auskunft: Österreich Werbung (Tel. zum Ortstarif: 01802/10 18 18)

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