Tortour de France:Die Verpflegungskontrolle

Alex Rühle

Ferdi Kübler wurde einmal gefragt, ob es etwas gegeben habe, was ihm den Abschied aus dem Profiradsport erleichtert habe. "Ich hatte einfach genug von den morgendlichen Beefsteaks. Ja keine Spaghetti, hieß es zu meiner Zeit. Um sechs Uhr morgens startete die Etappe. Um vier Uhr aßen wir haufenweise Fleisch. Ich mochte nicht noch weitere fünf Jahre diese Steaks in den Kopf hineinwürgen."

Grillsteaks hier, Energie-Riegel dort - die Ansprüche an die Verpflegung fallen recht verschieden aus. (Foto: N/A)

Zähes Krabbeln statt sportlicher Höhenflug

Vielleicht fehlen einfach diese Steaks. Jedenfalls schrumpft die Stimmung gegen Mittag auf kleinmütiges Käsesemmelfeeling. Es nieselt längst auch ins Gemüt, irgendwie fühlt sich alles völlig runtergewohnt an. Aus dem ursprünglich euphorischen Höhenflug ist ein zähes Gekrabbel geworden, als - ausgerechnet in Brotdorf - auch noch der Hunger kommt. Nichts geht mehr, es ist, als steckten Bleiplatten in den Satteltaschen, da hilft nur absteigen. Und dann zufüttern, entspannen, nachschenken. Studentenfutter, Äpfel, Schokoriegel, Isostar. Corny statt Epo, Vitamin A statt Amphetamin, so kann das ja nichts werden. Wie zum Hohn kriechen Unmengen von Nacktschnecken um die offene Satteltasche. Überhaupt: Die Satteltasche.

Die großen Helden fahren im Windschatten ihrer Wasserträger. Was ist das Gegenteil von Windschatten: eine Satteltasche. Das ist Windwiderstand in Cinemascope, der saarländische Wind freut sich, dass er endlich was zu tun hat, Radlerpusten, was für ein Spaß.

Einige Stunden später, im Bistro in Sankt Wendel, schaut die Bedienung pikiert beim Nudelhaufenschaufeln zu. Ja mein Gott, Erik Zabel wird auch nicht nach Lavendel duften und ein Kanapee knabbern, wenn er vom Rad steigt.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: