Tortour de France:Der Sprint

Alex Rühle

Wer auf der Tour zu weit zurückfällt, wird irgendwann vom Besenwagen eingesackt. Dieser Besenwagen wäre der einzig richtige Ort, um so eine Tour mitzumachen. Hinten drin sitzen, durch Südfrankreich dödeln, täglich kommen mehr Fahrer dazu, ui schau mal, Cippolini, die schöne Katharer-Burg dahinten, abends schlendert man zum abgekämpften Armstrong rüber, klopft ihm freundlich auf die gelbe Schulter, "Spitzenleistung, Lance", und geht dann zurück zum Würstelgrillen im Besenwagen.

Der Sprint muss heute ausfallen, stattdessen steht interkulturelle Bildung auf dem Programm. (Foto: N/A)

Mit Volldampf in den Villeroy & Boch-Laden

Wie das wohl wäre: Erik Zabel sagt morgens "Nö Chef, sprinten ist heute nicht, ich muss mir noch das römische Mosaik in Perl anschauen. Chef, das ist ein absolutes Muss für jeden Geschichtsbegeisterten. Das 160 Quadratmeter große Mosaik, Teil eines ganzen Palastes, ist das größte und besterhaltenste Zeugnis römischer Mosaikkunst in Nordeuropa! So steht's im bestformuliertesten Saarlandführer."

Lance Armstrong tut sich derweil im Villeroy & Boch-Laden in Merzig um: "Tschuldigung, meiner Mutter sind an Weihnachten zwei dieser filigranen blau geblümten Teller kaputtgegangen. Hätten Sie die da?" Und die anderen warten im Café von Bachem, wo es sehr guten Milchkaffee gibt. An der Decke hängt ein blauweißrotes Fahrrad, im Schaufenster wird "Das Tour-im-Saarland-Brot mit L-Carnitin" beworben, das Tour-im-Saarland-Croissant ohne irgendwas tut's aber auch.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: