Schweiz:Schwarze Pracht

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Der Seealpsee im Appenzell friert nur etwa alle zehn Jahre zu. Jetzt ist es wieder so weit und die Eisläufer kommen von überall hierher.

Von Charlotte Theile

Es ist ein seltenes, wunderschönes Schauspiel: Der Seealpsee im schweizerischen Alpsteingebiet ist seit einigen Wochen schwarz zugefroren. Jeden Tag tummeln sich Schlittschuhfahrer, Eishockeyspieler und Spaziergänger auf der dunklen Eisfläche, auf Instagram zeugt der Hashtag #Seealpsee mit vielen Tausend Fotos von dem außergewöhnlichen Naturereignis. Inmitten von hohen Bergen, auf einer Höhe von 1141 Meter Schlittschuhlaufen, das ist etwas Besonderes.

Madeleine Parpan, die Wirtin des nahe gelegenen Berggasthauses Seealpsee, versteht die Begeisterung, die Einheimische und Touristen gleichermaßen erfasst hat: "Es ist wirklich selten, dass der See so zufriert, dass man darauf Schlittschuhlaufen kann. Meistens gibt es zu viel Schnee. Das letzte Mal, dass wir diese Möglichkeit hatten, war im Winter 2006. Davor das letzte Mal im Winter 1996." Alle zehn Jahre also. Damit der See schwarz gefriert, braucht es konstant niedrige Temperaturen und wenig Niederschlag. "Der schneearme Winter hat auch schöne Seiten" kommentieren die Schweizer Zeitungen. Oder auch: "Seealpsee wird zum Mekka für Schlittschuhfahrer". Doch damit kann es auch sehr schnell wieder vorbei sein. Warmer Föhnwind, Regen oder Schneefall können den Spaß jederzeit beenden.

Offiziell freigegeben ist der See auch jetzt nicht, trotz guter Bedingungen und täglich einigen Hundert Besuchern aus aller Welt. "Achtung! Das Betreten des Seealpsees erfolgt auf eigene Verantwortung und auf eigenes Risiko", steht auf einer Tafel, die das Bau- und Umweltdepartement des zuständigen Kantons Appenzell Innerrhoden am See aufgestellt hat. Auch Madeleine Parpan warnt: An einigen Stellen müsse man vorsichtig sein, das Eis trage nicht auf dem ganzen See gleichermaßen. "Eine Frau ist hineingefallen, aber zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert", sagt die Wirtin des Berggasthauses. Und obwohl ihre Gastwirtschaft winters geschlossen ist, werden die Gäste am See versorgt: Im Freien finden sich Verpflegungsstände, die kalte und warme Getränke und ein paar Snacks anbieten.

Wer mitfahren will, sollte sich beeilen - und seine eigenen Schlittschuhe mitbringen. Einen Verleih sucht man am See vergeblich. Von der nächst gelegenen Bahnstation Wasserauen braucht man zu Fuß eine Stunde bis zum See, die Schlittschuhe muss man mit hinauftragen. Mit dem Auto zum See zu fahren ist nicht möglich.

Wer ganz sicher sein will, dass der See wirklich begeh- und befahrbar ist, wenn man mit den Schlittschuhen im Gepäck oben ankommt, sollte sich am besten auf Instagram informieren. Dort kann man fast in Echtzeit verfolgen, was auf der schwarzen Eisfläche unterhalb des Säntis so los ist.

© SZ vom 29.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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