Schweiz: Bern:Klecksen, stempeln, zeichnen

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Nicht bloß gucken - selber machen! Das Paul-Klee-Kindermuseum in Bern bringt gerade kleinen Besuchern die Kunst näher - aber nicht nur denen.

Christiane Bertelsmann

"Fühlst du's, Mama?", fragt das kleine Mädchen seine Mutter. Mama trägt eine schwarze Schlafmaske und tastet das Holzmodell ab. "Ich hab völlig die Orientierung verloren", sagt sie, lacht und nimmt die Augenbinde ab, "du hast dich viel schneller zurechtgefunden."

Unter Anleitung können eigene Kunstwerke gestaltet werden. (Foto: Foto: ddp)

Am Eingang des Kindermuseums Creaviva gilt es, mit verbundenen Augen ein Modell des Paul Klee-Zentrums zu erspüren. Die Wellen nachfahren, die Museumsstraße mit den Fingern nachlaufen, fühlen, wo die Bäume stehen. Begreifen, wo man ist, was Kunst ist. Und das meint man im Paul-Klee-Kindermuseum wörtlich.

Deshalb gibt es hier im Kunstlabor nicht nur das Tast-Modell, sondern auch Bausteine, die den Elementen aus Klees Bildern nachempfunden sind. Es gibt eine Dunkelkammer, wo man mit einem Leuchtstift zeichnen kann. Einen Klang-Apparat, eine Sand-Fläche zum Linien-Zeichnen, Computer, Spiegelbälle.

Und natürlich die offenen Ateliers. "Die können von allen Besuchern genutzt werden, nicht nur von Kindern", erklärt Museumspädagogin Christin Markovic. Gerade wird in allen drei Räumen gewerkelt. Im vorderen arbeiten heute Erwachsene und Kinder gemeinsam - eine Taufgesellschaft. Ebenso wie die Kindergruppen im Nebenraum stempeln sie ein Bild - eine nette Alternative zum Taufessen.

Die offenen Ateliers finden täglich statt. Unter Anleitung einer Museumspädagogin kreieren die Teilnehmer dort ihr eigenes Kunstwerk. "Wir stellen jeweils eine Klee-Arbeitstechnik vor, nach der die Teilnehmer gestalten können", sagt Markovic.

Mit Farben gegen Museums-Frust

Heute ist die Stempeltechnik an der Reihe. Das kann sogar die vierjährige Romane. Geduldig drückt sie die dünnen Stempel aufs Papier, immer entlang der Bleistiftlinie. Alexander (12) aus Berlin ist schon fertig. Er föhnt sein Kunstwerk trocken - eine Hexe im Profil, das Blatt leuchtet orange und blau. "Meine Lieblingsfarben", erklärt er. Mit seinem Vater und dessen Kollegen hat er sich die Ausstellung angeschaut. "Aber irgendwann wurde mir das langweilig", meint er. Im Kinderatelier kann er selbst etwas machen - und es mit nach Hause nehmen. Ganz nebenbei hat er noch etwas über Klees Arbeitstechnik erfahren - Pädagogik, geschickt verpackt.

Medien zur Kunstvermittlung nutzen

"Bei uns ist alles spielerisch und spontan", sagt Adrian Weber, der Leiter des Kindermuseums. Er hat für die Zukunft auch die älteren Kinder, die jungen Erwachsenen im Visier, die normalerweise nur schwer zu einem Museumsbesuch zu motivieren sind. "Aber man kann es schaffen", ist seine Erfahrung.

Ihm schwebt vor, die Medien zur Kunstvermittlung zu nutzen, die für junge Leute sowie eine wichtige Rolle spielen - Computer, Internet, Video. "Filmbeiträge, gemeinsames Malen via Internet - das kann ich mir alles vorstellen." Doch das wird noch ein wenig dauern. Erstmal muss die Museumsmaschine laufen. Es schaut erfreulich aus: Bislang waren die Kurse gut ausgelastet.

Zentrum Paul Klee, Tel. 0041-31-3590101, www.zpk.org, Eintritt für die Offenen Ateliers: 15 CHF, Di bis So Beginn jeweils 10, 12, 14 und 16 Uhr. Empfohlen ab 4 Jahren.

© SZ vom 10.11.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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