Saarschleife:Die Tortour de France

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Die Saarschleife wird zum Passionsweg für einen Hobbyradler - die Reise auf der Spur des Gelben Trikots.

Alex Rühle

Auf französischen Landstraßen kann man das jeden Sommer sehen, radelnde deutsche Paare mit Ortliebtaschen und bauschigen Zeltaufbauten auf dem Gepäckträger. Er fährt vor, sie hinterher, er hat die Karte am Lenker, sie kuckt in die Landschaft, er denkt, wenn wir mittags in Capestang sind, können wir es bis heute Abend noch nach Carcassone schaffen, macht sechzig Kilometer, und wenn man dann diese sechzig Kilometer mal sechs nimmt, wären wir in einer Woche am Atlantik, und mitten in seine Landvermesserträume sagt sie, oh schau mal, der schöne Baum, ich muss jetzt erst mal Pause machen.

Der Traum der Hobby-Pedalisten: Einmal wie Lance Armstrong sein. (Foto: N/A)

Einmal durchstarten wie Lance persönlich

Er denkt, wieso können wir eigentlich nie mal richtig Kilometer schrubben, einmal durchstarten wie Lance Armstrong, sie denkt, wieso können wir eigentlich nie mal entspannt durch die Gegend gondeln, so wie das normale Leute tun. So schleppt sich diese Beziehungskrise durch Südfrankreich, bis sie irgendwann entnervt "Dann fahr halt vor!" ruft, aber das hört er schon gar nicht mehr, er sieht nicht die Katharer Burg und nicht den Canal du Midi, er träumt inzwischen von den Pässen der Pyrenäen und von 200-Kilometeretappen, vom hitzeflirrenden Mont Ventoux und den Champs Elysées, dem großen Abschlusskapitel des Mythos von der Tour de France.

Und dann ist sie da, die Chance: einmal wirklich Tour de France fahren. Naja, eine Etappe zumindest, die zweite in diesem Jahr: Nach dem Prolog und dem Rundkurs durch Luxemburg rast der ganze Tross von Downtown Luxemburg bis Saarbrücken, 181 Kilometer, für Tourverhältnisse eine mittlere Spazierfahrt, Lance Armstrong und seine Verfolger werden vier Stunden und sieben Minuten dafür brauchen.

Und die soll ein ganz normaler Redakteur mal vorfahren. Alleine, nur gegen die Uhr. Und gegen den Niesel und den Wind und die bescheuerten Fahrpläne der Deutschen Bundesbahn und die verfluchte Hügelei, aus der das ganze Saarland besteht, aber das war noch nicht klar, als die Reiseredaktion anrief und sagte: "Mach doch mal. Und mach am besten, bevor das Tourkollektiv da durchgewalzt ist mit den 2500 Betreuern und Journalisten und Kamerateams. Danach ist ja vom Saarland und seinen Schönheiten, Saarschleife, Bostalsee, Lafontaine wahrscheinlich nichts mehr übrig."

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