Reisebuch:Eis mit Stil

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Zwei Bildbände dokumentieren die Begeisterung fürs Skifahren durch die Jahrzehnte.

Von Monika Maier-Albang

Wer eingestünde, dass er in den 1980ern mit Jeans und Stulpen auf der Piste war, diskreditierte sich im Grunde als Betrachter des Buches "The Stylish Life Skiing". Andererseits muss man der hippen Winterbekleidung dieser Zeit nun wirklich nicht hinterherweinen, weder den Moonboots noch jenen oben flatterhaft weiten und an den Schenkeln stets zu engen lila Overals, die einen heute noch schaudern lassen. "Ungestüm" nennt Gabriella Le Breton die Skimode der 1970er und 1980er, ein Wort, das angesichts der monströsen Verirrungen reichlich brav daherkommt.

Es passt somit in den Kontext des Buches. Die im englischen Original veröffentlichten Beschreibungen, wo und wie Skifahren Mode wurde, wer diese prägte - in Europa und Nordamerika - und wie die Skifahrerei die Kunst beeinflusst hat, sind weitgehend Namedropping. Und das weidlich affirmativ. Egal, so schreibt die in London lebende Autorin, ob wir heute Gore-Tex tragen und beheizte Schuhe - wir fühlen doch dieselbe Begeisterung wie die Vorfahren auf Holzskiern. Und wir werden fortfahren damit, "as long as there's snow on the ground and breath in our lungs". Wie wahr. Oder kurz gefasst: Skifahren ist geil, vor allem vom Helikopter aus. Was stört mich die Umwelt?

Interessant ist das Buch dann, wenn man es als Bildersammlung begreift und sich an der Fülle der Zeitdokumente erfreut. Die frühen Schwarz-Weiß-Fotos etwa: St. Moritz, 1925, das Paar beim Skijöring. Er mit Krawatte und Einstecktuch, sie mit Hut. Der Cowboy in seinen Schafwoll-Chaps, die ihn vom Pferd auf die Skier begleiten. Oder, 1964, John F. Kennedy Junior als Knirps auf Brettern in Aspen, unterrichtet von seinem Onkel Robert, der selbst in Moonboots noch gut aussähe. Wohingegen Fürstin Gracia Patricias Kinder den Rote-Hose-Einheitsdress aus dem Jahr 1955 bei späterer Betrachtung im Fotoalbum vermutlich wenig witzig fanden.

Mit der Werbung für den Skisport und seine Regionen - ebenfalls in Europa und Nordamerika - befasst sich das Buch "Die Kunst des Skifahrens. Vintage Plakate 1890 - 1960" von Jenny de Gex, das der österreichische Brandstätter Verlag neu aufgelegt hat: Die schiere Menge, angereichert mit historischen Fotos, beeindruckt. Der Blick der Autorin auf das Treiben ist distanzierter, das Buch eine fast wissenschaftliche Durchdringung der "Kunst" des Skifahrens. Die Texte sind manchmal etwas gestelzt ("Die Plakate, die dem Vergnügen des Wintersports huldigen, zielten direkt darauf ab, den Betrachter dazu zu animieren, daran teilhaben zu wollen."), sind aber so fakten- wie kenntnisreich. Der Holzschnitt aus den Zwanzigerjahren und das Lob der Mobilisierung Anfang des vergangenen Jahrhunderts, als Autos und Eisenbahn die mühelose Erschließung der Berge erst möglich machten, die Heroisierung während der Weltkriege - alles da. Später ging es dann auf den Werbeplakaten vor allem darum, Spaß zu haben, in Keilhose oder, siehe Cervinia im Aostatal 1953, im Top. Die Braungebrannte mag darin ja sexy aussehen. Aber mit dem Style ist es halt so eine Sache. Wenn die Alternative frieren heißt, dann doch lieber die Abfahrt im lila Overall.

Gabriella Le Breto n: The Stylish Life Skiing, Verlag teNeues, Kempen 2015. 176 Seiten, 39,90 Euro.

Jenny de Gex: Die Kunst des Skifahrens, Vintage Plakate von 1890 - 1960. Verlag Brandstätter, Wien, Neuauflage 2015. 160 Seiten, 29,90 Euro.

© SZ vom 14.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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