Mit allem Drum und Dran

Geografisch betrachtet ist Sylt eine Insel in der Nordsee, die oft angenehm kühl ist, wenn man das mag. Selbst im Sommer braucht man nicht selten den schützenden Strandkorb und auf jeden Fall einen dicken Pullover mit dem richtigen Logo. Ansonsten aber ist Sylt noch viel mehr: eine Marke, ein Lebensgefühl, ein Klischee und eine raue, aber nie langweilige Schönheit. In den reetgedeckten Häusern von Kampen, die zu den allerteuersten Immobilien Deutschlands gehören, trifft der alte Geldadel auf Menschen, die nach der Jahrtausendwende irgendwie ein Vermögen gemacht haben. Die weniger Begüterten haben das Vergnügen, der Inselprominenz auf Schritt und Tritt zu begegnen. Es reicht schon, einen Abend in der "Sansibar" zu verbringen, einer wild in die Landschaft wuchernden Holzbaracke in den Dünen von Rantum. In der "Sansibar" trifft man sie alle: bekannte Fußballtrainer in der Sommerpause, Fernsehmoderatoren und Verleger, Musikproduzenten, Schauspieler und Konzernmanager. Natürlich sind auch alle wichtig, zumindest gibt ihnen der ebenso rührige wie schwäbische Gastronom Herbert Seckler dieses Gefühl. Der mit der Piratenflagge geschmückte Parkplatz ist das ganze Jahr mit neuesten High-End-Fahrzeugen zugestellt, insgesamt hat man auf Sylt ja das Gefühl, es sei der deutschen Automobilbranche noch nie besser gegangen, obwohl die Straßen etwas zu kurz sind, um mal richtig aufzudrehen. Was man in der "Sansibar" bestellt, ist eigentlich egal, ob Beluga-Kaviar oder den berühmten Kaiserschmarren "mit allem Drum und Dran" - man will in erster Linie die besondere Atmosphäre schlürfen, idealerweise aus einer Doppelmagnum-Flasche, die irgendeiner der Großkopferten am Tisch hoffentlich springen lässt. Erst dann macht das Promi-Gucken auf Sylt so richtig Spaß.