Prominenten-Hotels:Schlafen bei den Stars

Lesezeit: 3 min

Auch wenn die eigentliche Arbeit andere machen: Nebenerwerbs-Hoteliers wie Robert De Niro, Steffi Graf oder Bono bemühen sich in ihren Herbergen um eine persönliche Note.

Vanessa Assmann

Prominente Menschen kennen Hotels nur von deren glänzender Seite. Immer werden sie freundlich hofiert, nie sind ihre Bettbezüge schlampig hingeworfen, nie ist der Kaffee am Frühstücksbuffet kalt. Dennoch scheint auch bei größter Anstrengung seitens der Herbergen so mancher Wunsch unerfüllt zu bleiben.

Prominente als Hoteliers
:Einchecken bei den Stars

Leute, die viel Zeit in Hotels verbringen müssen, träumen oft vom perfekten Ambiente. Einige haben ihr Hotelideal verwirklicht - und lassen Gäste daran teilhaben.

Denn immer mehr Schauspieler, Popstars, Sportler und andere Berühmtheiten steigen ins Hotelgeschäft ein. Dort setzen sie dann als Berater, Investoren oder Eigentümer ihre ganz eigenen Maßstäbe im Beherbergungsgewerbe.

Jüngstes Beispiel ist der Schauspieler Robert De Niro, der kürzlich das "Greenwich Hotel" im New Yorker Stadtteil Tribeca eröffnet hat. Sein Wunsch: Einen Ort zu schaffen, an dem sich jeder Gast sofort wie Zuhause fühlt.

Damit reiht sich De Niro direkt neben anderen prominenten Hotelbesitzern ein, etwa die ehemaligen Tennisprofis Andre Agassi und Steffi Graf oder den Regisseur Francis Ford Coppola, der drei Ferienanlagen in Südamerika sein Eigen nennt. Pionier unter den berühmten Hotelbesitzern ist allerdings Robert Redford, der seit bald vierzig Jahren das Sundance Resort in Utah besitzt.

Weit gefehlt jedoch, wer sich schon bei der Zimmerreservierung die passenden Worte für die Begegnung mit dem berühmten Hotelbesitzer in der Lobby überlegt: Ein "Meet and Greet" ist in der Übernachtung nicht inkludiert. Es bedarf schon eines besonderen Anlasses, damit sich ein prominenter Besitzer aus dem Showbusiness tatsächlich blicken lässt.

Für die täglichen Aufgaben, vom Empfang bis zur Bewirtung der Gäste, gibt es qualifiziertes Personal. Ein Hotel zu besitzen, ist das eine, es zu leiten ist etwas anderes, wissen Experten.

Der Name ködert Kundschaft

So ist der vorrangige Zweck einer prominenten Hotelbeteiligung lapidar: Der Name ködert kaufkräftige Kundschaft. Aber auch Berühmtheiten kommen gerne, was den Ruf des Hauses nur vergrößert.

Als bloße Teilhaber und wirtschaftliche Nutznießer begreifen sich dennoch die wenigsten, vielen ist daran gelegen, eine persönliche Note einzubringen - auf ganz unterschiedliche Weise. Steffi Graf und Andre Agassi etwa richten ein Grußwort an alle Besucher der Homepage des "Fairmont Tamarack", jener luxuriösen Ferienanlage mit Golf- und Skianlagen in Idaho, an der sie finanziell beteiligt sind. Die Botschaft: Hier fühlen wir uns rundum wohl. Eine so direkte Ansprache ist aber die Ausnahme.

So ist im Greenwich Hotel erst auf Nachfrage hin zu erfahren, dass Robert De Niro die insgesamt 88 individuellen Zimmer und Suiten mitgestaltet hat, woraus jener Mix aus europäischer und asiatischer Wohnkultur resultiert. Auf seinen Wunsch hin wurden außerdem Gemälde seines Vaters ausgestellt, ohne dass dies Erwähnung in den Hotelinformationen fände.

Was wie Understatement wirkt, mag auch daher kommen, dass De Niro schon seit Jahren im New Yorker Stadtviertel Tribeca die Strippen zieht, sei es als Restaurant- und Kinobesitzer oder als Organisator des hiesigen Filmfestivals.

Ein Hotel erscheint quasi als logische Konsequenz. Insbesondere dann, wenn man als Schauspieler wie De Niro viel auf Reisen ist und die meisten Nächte in Hotels verbringt.

Was New York für Robert De Niro ist, ist Dublin für die irische Rockband U2. Dort, im Temple Bar District, sind U2-Sänger Bono und sein Bandkollege The Edge seit 1992 an dem Fünf-Sterne-Hotel "The Clarence" beteiligt. Schon vor dieser Zeit waren sie Stammgäste, in Zukunft wollen sie dort ihre "persönliche Vision" eines Gasthauses verwirklichen und haben dafür den Star-Architekten Norman Foster engagiert.

Für die Pläne gab es vergangenen Sommer grünes Licht von der Stadtverwaltung, wobei Kritiker seither bemängeln, dass nur die Bekanntheit der Anteilsinhaber entscheidend war.

Aufmerksamkeit und öffentliches Interesse sind also stets Zugaben prominenter Beteiligungen. Das gilt umso mehr, je bekannter jemand ist. Im Fall des Hollywoodstars und Architekturfans Brad Pitt reichte schließlich die Ankündigung, ein Öko-Luxus-Hotel in Dubai beraten zu wollen, um Neugierde in der Hotelbranche zu wecken.

Zwar sind noch keine konkreten Pläne benannt, jedoch gilt es als wahrscheinlich, dass das gemeinsame Projekt von Pitt und dem Berliner Architektenbüro Graft ein Erfolg wird.

Filmrequisiten als Hotel-Deko

Sandra Schwarz misst mit anderen Maßstäben. Die gelernte Restaurantfachfrau hat im August gemeinsam mit ihrer Schwester, der Schauspielerin Jessica Schwarz, in ihrer Heimatstadt Michelstadt im Odenwald das Hotel "Die Träumerei" eröffnet. In dem 650 Jahre alten Fachwerkhaus, das direkt zwischen der elterlichen Brauerei und dem Geburtshaus liegt, beherbergt sie seither Gäste in vier Zimmern.

Dabei kann sie sich nicht erinnern, dass jemals ein Gast enttäuscht darüber gewesen wäre, dass Jessica nicht hier arbeitet. Als Schauspielerin hätte sie dafür schließlich keine Zeit.

Dennoch gibt es zwischen den beiden Schwestern eine Abmachung: Im November will Jessica im Betrieb mit anpacken, "damit sie mal sieht, wie viel Arbeit unser Hotel macht."

Obwohl sich letztlich die Arbeit ungleich verteilt, stecke aber im Hotel genauso viel Jessica Schwarz wie Sandra Schwarz, angefangen beim romantisch-märchenhaften Design, bis hin zu den Filmrequisiten, die im Haus verteilt sind und vom Leben der Hotelbesitzerin erzählen.

© SZ vom 9.10.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: