Porträt:"Michael Jackson tat mir leid"

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Paul Hanny mit Reinhold Messner und Thomas Gottschalk. (Foto: Archiv Paul Hanny)

Paul Hanny, selbst ernannter Präsident des "Freistaates Sulden", brachte viele Prominente in den Ort.

Von Hans Gasser

Egal, mit wem man spricht in Sulden, irgendwann kommt die Rede immer auf Paul Hanny. Der heute 79-Jährige war jahrzehntelang so etwas wie der Anfeuerer des Tourismus in dem auf 1900 Meter gelegenen Bergsteigerort. Ein Draufgänger und ein Netzwerker im besten Sinn und vor allem ein sehr guter Geschichtenerzähler. "Ich hatte immer Ideen und habe halt versucht, sie zu vollenden", sagt er bescheiden. Und was für Ideen.

Obwohl im Tal geboren, zog es ihn bald hinauf in den Ort am Ortler, wo er in den 70er-Jahren das traditionsreiche Suldenhotel übernahm. Das währte nur ein paar Jahre. Aber er sah Potenzial in dem entlegenen Dorf, schwang sich bald zu dessen inoffiziellem Marketing-Manager auf. Er gründete spaßeshalber den "Freistaat Sulden". "Ich wollte unbedingt den Reinhold Messner kennenlernen", sagt Hanny. Der war durch seine Achttausender-Besteigungen schon in den 70ern berühmt. "Zehn Mal hat mir seine Sekretärin den Hörer aufgelegt. Aber ich wusste: Wenn ich ihn einmal erwische, dann kommt er mir nicht mehr aus." Und so kam es. Seit 1978 sind die beiden befreundet, eine Beziehung mit Synergieeffekten. Hanny schaffte es, den Extrembergsteiger aus dem Villnösstal als Gesicht Suldens zu etablieren, er war mit ihm 1982 am Cho Oyu im Himalaja und hatte dabei die Idee, Yaks nach Sulden zu bringen. Die holte Hanny zwar nicht aus Tibet, sondern aus dem Allgäu, wo welche zum Verkauf standen, aber das schmälerte das Aufsehen nicht. Seitdem ist der alljährliche Yakauftrieb mit Messner und Hanny ein großes Ereignis im Ort.

1986, als Messner alle 14 Achttausender bestiegen hatte, gelang es Hanny, die Feier nach Sulden zu holen, inklusive des "Aktuellen Sportstudios" des ZDF, das live vor neun Millionen Zusschauern berichtete. Die guten Kontakte Messners zu deutschen Unternehmern wie etwa dem Verleger Hubert Burda wusste Hanny zu nutzen. Als Hanny Burdas Adlatus Jürgen Todenhöfer half, ein Baugrundstück in Sulden zu finden, lotste der aus Dankbarkeit keinen Geringeren als Michael Jackson nach Sulden. Der suchte nach der Vertragsunterzeichnung zur Bambi-Verleihung etwas Abstand vom Rummel. Drei Tage sei der Star 2001 in dem Bergort zu Gast gewesen, erzählt Hanny. "Ich wurde ihm als Präsident des Freistaates Sulden vorgestellt, und er schlug vor mir die Hacken zusammen." Jackson habe schon damals nicht schlafen können. "Er tat mir leid, er war wie ein Kind, aber es hat ihm sehr gut gefallen bei uns." Am Ende musste Paul Hanny den Star zum Flughafen in Innsbruck fahren, wo der ihn zum Abschied umarmte und versprach wiederzukommen. "Solche Dinge", sagt Hanny, kannst du nicht planen im Leben, die passieren dir."

© SZ vom 06.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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