Phänomen Ferienparks:Urlaub hinterm Zaun

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In Feriendörfern suchen Millionen Menschen Erholung in einer künstlichen Welt. Gutes Wetter braucht man hier nicht, dafür gibt es meist ein subtropisches Schwimmbad, jede Menge Spielmöglichkeiten für Kinder und einen Kamin.

Vanessa Assmann und Hans Gasser

Das schöne Wetter, so scheint es, ist essentiell für den Urlauber. Scheint die Sonne, ist er glücklich, sie sowieso, und gemeinsam fahren beide erholt nachhause. Diese eherne Regel gilt aber nicht für Ferienparks, eine Urlaubsform, die Millionen Deutsche jährlich wählen. Hier gerät das schlechte Wetter sogar zum kleinen Standortvorteil.

Bungalow-Parks und künstliche Themenhotels sind gut ausgelastet. (Foto: Foto: Center Parcs)

"Wir sind absolut wetterunabhängig", sagt Martin Thurau, Geschäftsführer von Center Parcs Deutschland. Das sei ein bisschen auch der Grund dafür, dass die 17 Parks der Gruppe, die zum französischen Reiseveranstalter Pierre&Vacances gehört, großteils eher im Norden liegen. Hier kommt der überdachte "Market Dome" mit seinen Geschäften und Restaurants sowie das "Acqua Mundo", ein Spaßbad mit tropischen Pflanzen, besser zur Geltung. Dazu gibt es Daddelautomaten, in manchen Parks auch überdachte Kinderspielplätze und abends Animations-Shows.

In diesem Jahr feiert Center Parcs 40-jähriges Jubiläum. Der Niederländer Piet Derksen eröffnete 1968 den ersten Bungalow-Park bei Reuver, nahe der deutschen Grenze. Mit offenem Kamin, Farbfernseher und Zentralheizung ausgestattet, war es damals ein Luxus, den nicht ganz so viele auch zuhause hatten. Das hat sich geändert, deshalb musste man neue Attraktionen schaffen.

Wasserspiele und Wellness

Zum subtropischen Schwimmbad, das es in allen Center Parcs gibt, kommen nach und nach Innenraum-Kinderspielplätze, neue Wasserspiel-Möglichkeiten und Wellnesseinrichtungen für die Erwachsenen. "Der Kunde erwartet immer wieder zusätzliche Attraktionen", sagt Thurau, "je mehr Attraktionen, desto höher die Auslastung".

Die liege in den Center Parcs im Schnitt bei 84 Prozent. Ein stolzer Wert, wenn man bedenkt, dass die meisten Hotels nicht über eine Auslastung von 70 Prozent hinauskommen. Rund drei Millionen Gäste haben in den 17 Center Parcs im Jahr 2007 ihren Urlaub verbracht, sie blieben im Schnitt 4,8 Tage. Vor allem bei Familien mit kleineren Kindern scheint der Urlaub in einem in sich geschlossenen Ferienpark attraktiv zu sein.

Wer auf Hotelbewertungsplattformen die Kommentare der Kunden zu den Center Parcs liest, erfährt meist Lobendes über die Spielmöglichkeiten für Kinder und die schöne Lage, andererseits mokieren sich viele über die hohen Preise in den Restaurants und Läden auf dem Gelände, durchgelegene Matratzen und die nicht immer ganz lupenreine Reinigung der Bungalows.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, warum die Gäste im Themenhotel ihre Kamine heute nicht mehr selbst anzünden müssen.

Diese Art von Urteilen ist auch für andere Ferienparks nicht untypisch. Ebenso wichtig wie Investitionen in Freizeitangebote erscheinen deswegen auch Instandhaltungs- und Renovierungsmaßnahmen.

Vor 40 Jahren wurde die erste Center Parcs Ferienanlage in den Niederlanden gegründet. (Foto: Foto: Center Parcs)

"Ein super Ferienhaus ist die Basis", sagt Norbert de Wolf, Geschäftsführer von Landal Green Parks für Deutschland, Österreich, Tschechien und die Schweiz. So seien alle Häuser individuell gestaltet, es gebe Allergiker- und Asthmatikerhäuser sowie behindertengerechte Unterkünfte. "Besonders gefragt sind momentan Häuser für zehn bis 24 Personen", sagt de Wolf.

Gleichzeitig setzt Landal, das mit 60 Ferienparks auch in Belgien und den Niederlanden Europas größter Anbieter ist, auch weniger auf künstliche Attraktionen und mehr auf das Interesse der Gäste an der jeweiligen Urlaubsregion. "Unser Motto ist nicht, stell dein Auto ab und verbring' zwei Wochen bei uns", sagt de Wolf. Anstatt ganze Tage in einer Anlage zu verbringen, würden viele Gäste im Umland unterwegs sein, um Land, Leute und Kultur zu erleben.

Simulation des Ausstiegs auf Zeit

Mit den Urlauberzahlen ist de Wolf zufrieden. 2007 sei das beste Jahr in der Unternehmensgeschichte gewesen. Es kamen etwa zwei Millionen Gäste mit insgesamt mehr als zehn Millionen Übernachtungen. In Deutschland ist Landal noch nicht so bekannt wie in den Niederlanden, wo das Unternehmen Marktführer ist. Das soll sich durch neue Projekte ändern. "Unsere Favoriten sind die Küste und der Süden von Deutschland."

Das Konzept einer Feriensiedlung, übertragen auf die Alpen, da kommt natürlich ein Almhüttendorf heraus. In den vergangenen Jahren eröffnete eines nach dem anderen.

Eines der ersten war das "Almdorf Seinerzeit" in Kärnten. Der Gründer wollte vor 12 Jahren eigentlich mit Selbstversorgerhütten den Städtern einen authentischen Ausstieg auf Zeit ermöglichen. Bald schon wurde aber klar, dass die Kunden keine Lust hatten, selber den Holzherd anzufeuern und ihr Essen zu kochen, erzählt der heutige Geschäftsführer Johann Landschützer. 2001 hat man deshalb umgestellt auf Hotelbetrieb, so wie man es etwa von Hüttenhotels in der Südsee kennt.

Als Holzzuber getarnte Badewannen

Hotelpersonal facht morgens das Feuer an, bringt das Frühstück und reinigt die nach altem Vorbild gebauten Hütten. Kachelofen, Eckbank, als Holzzuber getarnte Badewanne - Landschützer besteht darauf, dass es keine künstliche, verkitschte Welt sei, die er da offeriert, weil es richtige Almhütten sind. Dennoch sei es natürlich auch ein Themenhotel, es wecke besondere Gefühle.

Seine Gäste hätten oft schon die halbe Welt gesehen, sie brauchten keine Suite mit 200 Quadratmetern. "Sie suchen das Einfache, das Besondere, wollen aber auf die Dienstleistung eines Hotels nicht verzichten." 70 Prozent beträgt die Auslastung über das ganze Jahr. Schlechtes Wetter ficht Landschützer auch nicht an: "Ich sag' immer: Je schlechter das Wetter, desto schöner die Hütte."

© SZ vom 10.07.2008/lpr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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