Österreich:Alpen statt Asien, Arnika statt Ayurveda

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Wandern, Wellness, Wohlfühlen: In dem Gebiet Übergossene Alm am Fuße des Hochkönigs vereinigt sich heimisch-vertraute Natur mit medizinischer Entspannung.

Von Lisa Sonnabend

Das Kraut, das Kühe tötet, schaut eigentlich völlig harmlos aus. Die Blüte ist zart gelb, die kleinen Blätter ähneln den Gänseblümchen.

Doch manchmal beißen unerfahrene Jungkühe oder importiertes holländisches Vieh in die Pflanze und sterben, erklärt Patrick Meixner, Ranger im Nationalpark Hohe Tauern.

Meixner ist mit einer Gruppe von Wanderern unterwegs in Richtung Erich-Hütte am Fuße des Hochkönigs. Sie befinden sich in dem Gebiet Übergossene Alm etwa 60 Kilometer südwestlich von Salzburg.

Eine geführte Kräuterwanderung: Immer wieder bleibt Patrick Meixner plötzlich stehen, macht einen Schritt vom Wegesrand in die Wiese und zeigt auf eine kleine, oft unscheinbare Pflanze. Thymian, Hauswurz, Knabenkraut. Sie alle haben ihre ganz eigene Wirkung, die schon vor Jahrhunderten bei den einheimischen Bauern bekannt war.

Kräuter und Sex

Kamen die Männer einst erschöpft von der Jagd nach Hause, tröpfelten ihnen die Sennerinnen Brennesselsamen - wegen der aphrodisierenden Wirkung - in den Wein. Oder aber ließen ihnen ein beruhigendes Salbei-Bad ein, wenn sie noch ein wenig von ihren Pflichten befreit bleiben wollten.

Inzwischen haben sich einige Wellness-Hotels in den Alpen der Wirkung der heimischen Kräuter wieder anvertraut. Und so erfreuen sich die Gäste nach einer anstrengenden Wanderung an Murmeltieröl-Massagen, Johanniskraut-Lotionen oder Kräuterbädern.

Mythos Murmeltieröl

Der Trend also: Alpen statt Asien, Arnika statt Ayurveda. Und so meint Wolfgang Schobersberger, Professor am Institut für Urlaubs-, Reise- und Höhenmedizin: "Warum wollen Wellness-Urlauber eigentlich immer nur asiatische Anwendungen? Unsere heimischen Kräuter haben ähnliche, teils sogar viel größere Wirkung."

Skistar Herrmann Maier beispielsweise zieht Murmeltieröl sämtlichen anderen Heilmethoden vor. Nach seinem schweren Motorradunfall im Sommer 2001 kursierten Geschichten, in denen Maier den Mythos Murmeltieröl beschwor, das ihm bei der Genesung von seiner Beinverletzung nach eigenen Worten "auf wundersame Weise" half.

"Doch die heilende Wirkung von Murmeltierfett ist schon längst bewiesen und unter Medizinern anerkannt", sagt Uni-Professor Schobersberger. "Bis vor kurzem war dies jedoch noch kaum verbreitet."

Das soll sich ändern. In dem Gebiet um die Übergossenen Alm geht man immer mehr dazu über, die Wellness-Angebote an den heimischen alpinen Kräutern auszurichten.

Aus für Saus und Braus

Der Name Übergossene Alm stammt aus einer Sage. Vor langer Zeit war das Gletschergebiet am Hochkönig eine grüne Alm.

Die Sennerinnen lebten dort in Saus und Braus. Angeblich pflasterten sie in ihrer Verschwendungssucht die Wege mit Käse, badeten in Milch und vergoldeten die Hörner ihrer Kühe.

Eines Tages klopfte ein armer alter Mann an die Türen und bat um Obdach. Doch die Sennerinnen schickten ihn fort. Sogleich brach am nächsten Morgen eine mächtige Flut über die Alm herein und sie erstarrte zu Eis.

Seitdem ist das Gebiet ein Gletscher und Saus und Braus gibt es allenfalls noch in den zahlreichen Hütten des Wandergebietes, im Winter bei der Après-Ski-Gaudi und in den luxuriösen Hotels.

Schwarzes Wasser

In dem kleinen Ort Dienten, im Tal der Übergossenen Alm, steht eine zarte Frau verunsichert im modischen Bikini am Ufer eines kleinen Sees. Die Wasseroberfläche schimmert schwarz - nicht blau; denn tausende Kaulquappen tummeln sich darin. Der kleine See ist eines der Schwimmbiotope des Wellness-Hotels "Übergossene Alm".

Sind die Kaulquappen-Schwärme also womöglich zu gesundheitlichen Zwecken in den See eingesetzt? Soll das sanfte Knabbern der Tiere vielleicht die Durchblutung des Körpers anregen?

Die Urlauberin wagt sich schließlich bis zum Bauch in das ungewisse Gewässer vor, macht dann allerdings rasch kehrt und verschwindet schnurgerade im großzügigen Wellness-Bereich des Hotels mit Bergkristall-Dampfbad, Laconium und Solegrotte.

Weitere Informationen auf der folgenden Seite

Informationen:

Anreise: mit dem Auto bis Salzburg, dann auf der Tauernautobahn A 10 bis zur Abfahrt Bischofshofen, über Mühlbach nach Dienten am Hochkönig. Entfernung München - Dienten am Hochkönig: 190 Kilometer.

Mit dem Zug nach Bischofshofen (20 Kilometer entfernt).

Unterkunft: Alpinressort & Spa "Übergossene Alm", Sonnberg 54, A-5652 Dienten am Hochkönig, Telefon 0043/64612300. Hotel mit großem Wellness-Bereich, Tennis, Squash, Fitnessraum. Golf in der Umgebung Übernachtung ab 86 Euro pro Person inklusive Vollpension und Benutzung des Wellness-Bereichs

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