Niederösterreich:Bei Herrn Edi

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Den Pool kann man zwar nicht benutzen, dafür ist die Villa Antoinette im Winter noch romantischer. (Foto: Matthias Kronfuss/PR)

Am Semmering kann man eine Jugendstilvilla mieten. Inklusive eines eigenen Butlers.

Von Evelyn Pschak

"Es ist ein Fantasieort, den man sich um 1910 erschaffen hat", umschreibt Michael Niederer den Semmering, zu dessen romantischem Zauber nicht nur die umliegenden Gipfel der Rax-Schneeberg-Gruppe beitragen, sondern vor allem die zahlreichen Villen im Hexenhäuschenstil: Die Steinsockel, getoppt von dunkler, balkongesäumter Holzverkleidung, verstecken sich mit ihren grünglasierten Dachziegeln und Türmchen gut zwischen den dichten Tannen der Steilhänge. Genauso sieht auch die Villa Antoinette aus, die Niederer, ein Interior Designer, und sein Partner, der Unternehmensberater Andreas Wessely, 2011 auf dem österreichischen Online-Marktplatz habenwill.at entdeckt und umgehend erstanden haben.

Die nostalgische Bahn umrundet schienenratternd das Feriendomizil

"Einmal putzen, dann ist fertig", war zwar Wesselys erster Eindruck, doch musste das Anwesen drei Jahre lang umgebaut werden, bevor es als Gästehaus im Oktober 2014 eröffnet werden konnte. Einst eine einfache Frühstückspension ist die Villa Antoinette heute ein bisschen Chalet, ein bisschen Fünf-Sterne-Hotel: In den sechs Schlafzimmern samt Salon mit Flügel, Bibliothek und angrenzendem Badehaus mit bodenbündigen Panoramafenstern und Spa-Bereich finden 13 Gäste Platz. So viele passen auch um den wuchtigen Esstisch in der weiß getäfelten Sitzecke. Durch das bogenförmig gerundete Doppelfenster mit Ziergitter geht der Blick auf schneebestäubten, niederösterreichischen Nadelwald, auf Taleinschnitte und ein Stückchen Viadukt der Semmering-Bahn.

1854 feierlich eröffnet und inzwischen Weltkulturerbe, umrundet die Bahn in einer Trassenschlaufe die Villa und verleiht dem Urlaubstag so schienenratternde Rhythmik. Als gastgeberische Besonderheit kann "Herr Edi" gelten, der auch im Haus wohnt und auf Wunsch die Sauna anwirft, den Ankömmlingen einen Schmorbraten zubereitet, "Der große Gatsby" im Heimkino einlegt und auch sonst nach dem Rechten sieht.

Nun, mondän war der Semmering eben schon zu österreichisch-monarchischen Sommerfrischezeiten, und das soll er nach Bestreben der beiden kombinierfreudigen Bauherren auch wieder werden: Hier treffen die Original-Jugendstilfliesen auf eine per App steuerbare Soundanlage, nostalgische Tapetendrucke und geschliffene Kristalltumbler auf Regenduschen und Großbildschirme. Und der Winterhimmel des Semmerings kontrastiert mit der pinklastigen Lichterorgel eines auf 40 Grad geheizten Jacuzzis. Wer Skifahren, Freeriden oder Rodeln mag, fährt zum Zauberberg, wer im Sommer wiederkommt, kann dann auch den Pool, den Lagerfeuerplatz oder den ältesten Golfplatz Österreichs in Sichtnähe der Villa nutzen. Als "ewiges Refugium" und "Rendezvousort der Wiener Gesellschaft" beschrieb der Aphoristiker Karl Kraus 1912 den Semmering. Just das Jahr, in dem die Villa Antoinette erbaut wurde. Romantiker glauben nicht an Zufälle. Aber an Rendezvous - und mondäne Refugien.

Das ganze Haus für 13 Personen kostet 1500 Euro pro Nacht, plus 300 Euro für die Endreinigung. Spezialpreis für zwei Personen unter der Woche: 900 Euro. Frühstück und Butlerservice sind inklusive, www.villa-antoinette.at

© SZ vom 21.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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