Kommunikation auf Bahnreisen:Hallo? Halloo? Hallooo?

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Schneller Internetzugang und Mobilfunkverstärker: Immer mehr europäische Bahnen verbesseren die Kommunikationsmöglichkeiten während der Fahrt.

Hans Gasser

Wer zwischen München und Stuttgart in der Bahn unterwegs ist und zufällig angerufen wird, dessen Text kann sich sehr schnell auf Hallo? Hallo? Hallooo?? beschränken, weil der ländliche Raum nicht gerade mit Mobilfunkmasten gespickt ist.

Telefonieren gestaltet sich im Zug oft schwierig. Dafür wird man auf immer mehr Fernstrecken drahtlos surfen können - auch bei Tempo 300. (Foto: Foto: Thalys)

Dabei unternimmt die Bahn Anstrengungen, in bestimmten Waggons über Verstärker störungsfreies Telefonieren zu ermöglichen. Auf diese Mobilfunkverstärker weisen Telefonsymbole im Einstiegsbereich der Waggons hin. "Wir wollen damit das Telefonieren ein bisschen kanalisieren und den Zug in Ruhebereiche und Telefonierbereiche aufteilen", so ein Bahnsprecher.

Außerdem soll man bald auf vielen deutschen und europäischen Fernstrecken über Breitbandverbindung und kabellos im Internet surfen können. In der Deutschen Bahn wurde der so genannte Wireless-Lan-Service bisher auf der Strecke zwischen Dortmund und Köln sowie zwischen Frankfurt, Stuttgart und München eingerichtet.

Als nächstes soll man auf der Fahrt zwischen Hannover und Hamburg online gehen können. Nur ICE-Züge sind mit den Verstärkern ausgerüstet, die über UMTS-Signale, oder, wo dies nicht verfügbar ist, über den langsameren Funkstandard Edge funktionieren.

T-Mobile als Exklusivanbieter

Die Bahn bietet den Dienst exklusiv mit T-Mobile an. Das heißt, im Gegensatz zu den 25 Bahnhöfen, auf denen der Reisende zwischen vier Anbietern (Arcor, The Cloud, T-Com, Vodafone) wählen kann, muss man auf der Fahrt mit T-Mobile ins Netz. Und das geht so: Man lässt seinen Computer Funknetzwerke suchen und wählt das einzig Verfügbare.

Dann kann man entweder mit Kreditkarte bezahlen oder sich vorher Kärtchen mit Zeitkontingent am Bahnhof kaufen. Preiswert ist das Vergnügen nicht: 15 Minuten kosten zwei Euro, für eine Stunde werden acht Euro berechnet. Wenn man T-Mobile-Kunde ist, kosten drei Stunden zehn Euro.

Der Service werde dennoch gut genutzt, so T-Mobile-Sprecher René Bresgen, vor allem von Geschäftskunden. In einer Umfrage unter 500 Testern auf der Pilotstrecke Dortmund-Köln seien zwei Drittel der Nutzer mit der Geschwindigkeit und Anwenderfreundlichkeit "hoch zufrieden" gewesen, so Bresgen. "Das ist ein Trend, der sich durchsetzen wird."

Das sieht man bei den Österreichischen Bundesbahnen etwas anders. Dort wurde nach einer Probephase auf Wiener Bahnhöfen das Projekt schnell wieder beerdigt - aufgrund mangelnder Nachfrage.

Heute gibt es drahtlosen Zugriff auf das Internet nur in den Lounges auf größeren Bahnhöfen, allerdings nur für Vorteilscard-Kunden und für Kunden der Ersten Klasse.

Schweizer Bahnfahrer surfen trotz Gebirge

In der Schweiz haben 31 Bahnhöfe sogenannte Hotspots. 30 Minuten kosten hier fünf Franken, wer am Bahnhof eine Guthabenkarte für 25 Franken kauft, der kann sie 60 Minuten mit Unterbrechungen nutzen. In den Zügen surft das Volk der Bahnfahrer bereits fleißig und das trotz der gebirgigen Topographie.

Allerdings stellen nicht die Schweizer Bundesbahnen den Dienst zur Verfügung, sondern die Reisenden arbeiten mit Laptop-Steckkarten verschiedener Anbieter. Auch hier läuft es über UMTS oder Edge oder den noch schnelleren HSTA-Standard. Die Swisscom bietet eine Karte an, die auf der Fahrt jeweils zum besten vorhandenen Netz wechselt. Der Preis beträgt 4,50 Franken pro Tag oder 69 Franken für einen ganzen Monat.

Dennoch arbeiten die SBB daran, ihren Kunden auch ein bahneigenes W-Lan im Zug anbieten zu können. Zurzeit würden auf der Ost-Westverbindung zwischen Genf und St. Gallen entsprechende Sender und Verstärker installiert, so ein Sprecher.

Länderübergreifende Breitbandinternetverbindung im Thalys

Der Hochgeschwindigkeitszug Thalys, der unter anderem Köln mit Brüssel und Köln mit Paris verbindet, will von Mitte 2008 an seinen Fahrgästen eine länderübergreifende Breitbandinternetverbindung zur Verfügung stellen. Sie funktioniert über Satellit und soll nach Angaben des Unternehmens auch bei 300 Stundenkilometern einwandfrei arbeiten.

Die Tests seien zurzeit in der Abschlussphase und verliefen gut, sagt Thalys-Sprecher Andreas Leisdon. Auch die Preise stehen bereits fest: In der Ersten Klasse ist das Internet im Ticketpreis enthalten, in der Zweiten Klasse kann man sich an der Zugbar Wertkarten kaufen. Eine Stunde soll 6,50 Euro kosten, der Preis für die Nutzung während der gesamten Fahrt ist mit 13 Euro veranschlagt.

Falls es stimmt, was die Betreiber zur Schnelligkeit und zum lückenarmen Breitbandnetz in Zügen versprechen, ist es nicht so schlimm, wenn das Handy mal wieder kein Netz hat. Dann könnte man, und das auch noch billiger, mit Headset über das Internet telefonieren.

© SZ vom 20.12.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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