Kommentar:Ein erster Schritt

Lesezeit: 1 min

Die Anstrengung der Reederei Aida, ein Kreuzfahrtschiff bauen zu lassen, das statt mit Schweröl oder Diesel mit Flüssiggas (LNG) betrieben wird, muss man loben. Doch der Großteil der Branche verfeuert weiterhin giftigste Billig-Treibstoffe.

Von Hans Gasser

Tue Gutes und rede darüber! Diese Maxime wird nicht nur von Stiftungen und Vereinen, sondern mit Nachdruck auch von Konzernen verfolgt. Das ist grundsätzlich ok. Man sollte allerdings genau hinsehen.

Die Anstrengung der Reederei Aida, ein riesiges Kreuzfahrtschiff bauen zu lassen, das statt mit Schweröl oder Diesel hauptsächlich mit Flüssiggas (LNG) betrieben wird, muss man zunächst einmal loben. Das Flüssiggas verursacht keine oder kaum Abgase wie etwa das giftige Schwefeloxid, Stickoxid, Ruß und Feinstaub, für deren massiven Ausstoß die Kreuzfahrtbranche zurecht an den Pranger gestellt wird. Aber ist es deshalb gleich ein "Öko-Schiff", wie manche Medien schreiben? Natürlich nicht. Ein schwimmendes Hochhaus für 6000 Passagiere kann nicht nachhaltig oder gar ökologisch verträglich sein. Zum einen, weil auch die Verbrennung von Flüssiggas nicht viel weniger CO₂ und damit das schlimmste Treibhausgas verursacht, als andere Brennstoffe. Noch dazu, wo das LNG mit großem Energieaufwand erst einmal auf minus 162 Grad heruntergekühlt werden muss, damit es sich verflüssigt und die Schiffe damit betankt werden können. Da es noch fast keine Hafentankstellen gibt, muss der große Pott begleitet werden von einem anderen großen Pott, einem Flüssiggas-Tankschiff.

Man muss da unweigerlich an die Diskussion mit den Elektroautos denken: Die Produktion der Akkus verschlingt ebenfalls Unmengen von Energie, noch bevor das Auto einen Kilometer gefahren ist.

Trotzdem ist es für die Menschen in den Großstädten und die Bewohner von Küsten und Hafenstädten viel besser, wenn saubere Autos, respektive Schiffe unterwegs sind. Die Deutschen lieben nun mal Kreuzfahrten, in zehn Jahren hat sich die Zahl der Passagiere verdreifacht, auf heute 2,5 Millionen jährlich. Es wäre deshalb gut, wenn mehr schadstoffarme Schiffe gebaut würden. Das ist nur teilweise der Fall: Aida hat zwei weitere LNG-Schiffe bestellt, Tui Cruises stattet seine Neubauten mit sogenannten Scrubbern und SCR-Katalysatoren aus, die Schwefel- und Stickoxid reduzieren. Hurtigruten fährt in den empfindlichen arktischen Gebieten nur mit Marinediesel und setzt auf Hybridantriebe. Doch die Branche insgesamt fährt nach wie vor großteils mit giftigem Schweröl, auch die Mehrheit der neuen Schiffe. Und nach wie vor werden kaum effiziente Katalysatoren und Partikelfilter eingesetzt. So gesehen muss man sagen: Die Anstrengungen sind gute erste Schritte, aber es muss sich noch viel mehr tun.

© SZ vom 27.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: