Nachhaltige Mobilität:Mit Strom in den Schnee

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Karmen Mentil managt die „Alpine Pearls". (Foto: oh)

Alpenurlaub ohne Auto: In 23 Orten, den "Alpine Pearls", werde das so leicht wie möglich gemacht, sagt deren Geschäftsführerin.

Interview von Hans Gasser

Karmen Mentil ist Geschäftsführerin von Alpine Pearls, einem Zusammenschluss von 23 Orten in den Alpen, die sich der sanften Mobilität verschrieben haben. Die also ohne Auto anreisenden Gästen leichte Erreichbarkeit und volle Mobilität vor Ort garantieren.

SZ: Was bekomme ich bei Ihnen, wenn ich mich entscheide, ohne Auto anzureisen?

Karmen Mentil: Zunächst einmal den problemlosen Transfer auf der sogenannten letzten Meile vom Bahnhof zu Ihrem Hotel. Im Ort gewähren unsere Mitglieder die Mobilitätsgarantie, das heißt, Sie kommen auch ohne Auto überallhin: ins Skigebiet, zum Wanderparkplatz, in die nächste Einkaufsstadt. In unserem Modellort Werfenweng stehen neun Elektro-Autos zur Verfügung, die Gäste nutzen können. Zusätzlich gibt es E-Bikes, Pferdeschlitten, Bus-Shuttles und ein großes Angebot von Winterwanderwegen.

Wenn man auf Bahn.de als Ziel Werfenweng eintippt, gibt es kein Ergebnis.

Ja, tatsächlich, Sie haben recht. Und das zeigt, was einer der wesentlichen, noch zu verbessernden Faktoren bei der autofreien Anreise ist: die Information. Wenn Sie auf der Website der österreichischen Bahn (oebb.at) Werfenweng eingeben, erhalten sie einen Treffer. In einer von uns in Auftrag gegebenen Umfrage sagen die an autofreier Anreise interessierten Gäste, dass sie sich vor allem lückenlose Information wünschen. Das ist noch nicht der Fall und auch bei vielen Tourismusverbänden und Hoteliers noch nicht angekommen, die lieber mit einem Gratis-Parkplatz werben.

Sind die Gäste auch zu Einschränkungen bereit?

Zweimaliges Umsteigen und etwa 15 Minuten Wartezeit auf die Abholung würden die Gäste laut Umfrage tolerieren. Doch meist steht der Transfer schon bereit am Bahnhof. Nach all der digitalen Information vorab wünschen sie sich aber einen Menschen, der sie empfängt und ihnen erklärt, wie das mit der autofreien Mobilität funktioniert.

In Österreich oder der Schweiz ist man eher weit, aber wie sieht es in Italien aus?

Im Sommer funktioniert dort der Busbetrieb schon relativ gut, im Winter noch nicht ganz so. Wir haben bei unseren Mitgliedsorten in den verschiedenen Ländern verschiedene Abstufungen, was die sanfte Mobilität betrifft. Wir können nicht verlangen, dass es überall so ist wie in Werfenweng. Aber alle arbeiten daran.

Hat die Klimakrise dazu beigetragen, dass mehr Gäste ohne Auto anreisen?

Wir sehen eine stark wachsende Nachfrage, ja. In Südtirol, wo wir gerade unser Jahrestreffen hatten, sprachen die Kollegen von einer sehr großen Auslastung der Wander- und Zubringerbusse. Wenn es gut funktioniert, wird es auch genutzt. Wenn nicht, nehmen die Leute doch das Auto. In Werfenweng kommen 25 Prozent der Gäste ohne Auto, in Südtirol steigen die Zahlen stark an, im Aostatal ist es noch eher wenig.

Haben Sie heute mehr Konkurrenz, weil sich viele Orte nachhaltig geben?

Das Thema ist im Tourismus angekommen. Wenn Orte nur Greenwashing betreiben, merken das die Gäste schnell und kommen nicht wieder. Aber viele Orte machen es gut. Mit E-Mobilität im Urlaub haben wir mit den Alpine Pearls begonnen, heute machen es Zell am See und Kitzbühel und viele andere. Das ist schön. Je mehr, desto besser ( alpine-pearls.com)

© SZ vom 14.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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