Italien:Caorles Seele

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(Foto: Pierluigi Marchesan/Comune di Caorle)

Wer Strand und Liegestuhl verlässt, entdeckt eine Stadt, die sich ihre Bindung ans Meer erhalten hat.

Texte von Ingrid Brunner

Caorle in der Hochsaison, das bedeutet: 8000 Gäste auf Campingplätzen außerhalb, 2000 Betten in der Stadt. Das addiert sich zu 3,5 Millionen Nächtigungen pro Jahr. Und dieser Zuspruch hat eine lange Tradition. Caorle gehört zu den ersten Orten, an denen die Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Italiensehnsucht stillten. Jenseits des Massentourismus' gibt es immer noch diese kleine Stadt mit 12 000 Einwohnern, die Altstadt mit ihren pastellfarbenen Häuschen, durch deren Gassen in den Sommernächten die Touristen flanieren, Eis schlecken und in einem der vielen Fischlokale essen gehen. "Caorle hat eine Seele, die Stadt lebt auch im Winter", sagt Anna Lisa Greco, eine Einheimische.

Caorle ist immer noch eng verbunden mit dem Meer und der Lagune mit ihrem Labyrinth an Kanälen und den beiden Flüssen Lemene und Livenza. Um die 100 kleine Boote fahren noch hinaus zum Fischen. Zwischen 400 und 500 Familien leben vom Fischfang. Der Fisch von Caorle ist bekannt für seine hohe Qualität, "Pesce di Caorle" erzielt in den Geschäften der Region einen höheren Preis als der von anderswo her. Vor nicht allzu langer Zeit saßen in der Calle Lunga noch die Frauen vor den Türen und knüpften Fischernetze.

Die Lagune mit ihrer Vielfalt an Vögeln lockt nicht nur Birdwatcher an, sondern auch Radausflügler, die an Kanälen entlang im Feuchtgebiet eine ganz andere Welt entdecken als am Strand. Dort, an der Spiaggia di Levante und der Spiaggia di Ponente, dem Sonnenauf- und dem Sonnenuntergangsstrand, stehen die Liegen und Sonnenschirme in Reih und Glied. Morgens um sieben harkt hier der Bagnino, der Pächter des Strandbades, den Sand, richtet die Liegen streng im rechten Winkel aus und spannt die ersten Schirme auf. Wer sich von der Liege erhebt, kann Charaktere kennenlernen, die den Ort geprägt haben: Fischer, Gastronomen, Fischversteigerer - die wir hier vorstellen.

© SZ vom 26.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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