Handykosten im Urlaub:Surfen mit Bremse

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Wer im Urlaub sein Smartphone nutzt, kann nach der Rückkehr teure Überraschungen erleben. Welche neuen Regelungen es innerhalb der EU gibt und wie Sie mit ein paar Tricks Kosten sparen können.

Nicole Sagener

Die Handykosten während des Urlaubs dürften höher gewesen sein als die Reise selbst: 3000 Euro sollte ein deutscher Nutzer seinem Mobilfunk-Anbieter zahlen, nachdem er seine Sim-Karte auch in Spanien zum mobilen Surfen genutzt hatte. Er weigerte sich, die Rechnung zu begleichen, das Mobilfunkunternehmen verklagte ihn daraufhin vor dem Landgericht Saarbrücken. Das wies die Klage kürzlich ab ( Az.: 10 S 12/12, Urteil vom 9. März 2012). Der Anbieter habe es versäumt, dem Kunden bei Einreise ins Ausland unentgeltlich Informationen zum dort geltenden Tarif zu übermitteln, befanden die Richter. Zudem hätte er rechtzeitig auf die Kostenexplosion aufmerksam gemacht werden müssen.

Der Fall stammt aus dem Jahr 2008, als eine solche Informationspflicht gegenüber dem Kunden noch nicht vorgeschrieben war. Mittlerweile muss jeder Anbieter über Kosten im europäischen Ausland Auskunft geben, meist per "Willkommen in der EU"-SMS. Seit 2010 muss der Kunde zudem gewarnt werden, falls er beim Surfen einen Betrag von 60 Euro erreicht: Ein Mechanismus unterbricht dann die Verbindung. Zum Weitersurfen ist ein erneutes Einwählen nötig.

Doch auch im Einklang mit dem geltenden Recht können Reisen in eine horrende Mobilfunk-Rechnung münden. Darum sollte man beim Roaming, also der Nutzung des Handys im Ausland, am besten vorher den eigenen Anbieter kontaktieren und den für das Urlaubsziel günstigsten Tarif hinzubuchen, rät Dagmar Ginzel vom Verbraucherportal Verivox.

Zumindest in der Euro-Zone deckeln inzwischen klare Vorgaben die Kosten für Telefonate, SMS und mobiles Internet. Vom 1. Juli 2012 an verringern sich mit der neuen Roaming-Verordnung die Preise in den EU-Mitgliedsländern abermals. In anderen beliebten Urlaubsländern wie der Türkei, Kroatien oder Thailand allerdings sollte man das Handy mit Bedacht nutzen und sich vorher über die Tarife informieren.

Generell gilt inner- und außerhalb der EU: Das Mobiltelefon bucht sich bei Grenzübertritt automatisch in das ausländische Mobilfunknetz mit der stärksten Funkverbindung ein (automatische Netzwahl). Im Handy können aber über den Menüpunkt "Manuelle Netzwahl" auch Netze eigener Wahl gespeichert werden. So lassen sich laut der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz in manchen Ländern die Kosten um die Hälfte minimieren. Bei längeren Auslandsaufenthalten oder für Vieltelefonierer empfiehlt es sich, am Ort eine Prepaid-Karte zu erwerben. Voraussetzung ist ein Sim-Lock-freies Handy oder Smartphone.

Was es bei der Handynutzung im Urlaub sonst noch zu beachten gilt:

Mobiles Internet

Von Juli an gibt es für das mobile Surfen im EU-Ausland erstmalig eine Kostenbegrenzung. Deutsche Verbraucher zahlen noch maximal 83,3 Cent pro Megabyte. Die Mobilfunkanbieter können auf Wunsch zusätzlich niedrigere oder höhere Obergrenzen als 60 Euro festlegen. Statt eines Höchstbetrags in Euro kann auch ein Limit für das heruntergeladene Datenvolumen bestimmt werden. Zudem muss der Kunde gewarnt werden, sobald er 80 Prozent des festgelegten Betrages erreicht hat.

Besitzer von Smartphones sollten bedenken, dass diese sich unbemerkt ins Internet einwählen können, beispielsweise zum Herunterladen von Software-Updates und automatischen Abrufen von E-Mails. Im Ausland empfiehlt es sich, diese Funktion ganz abzuschalten. Bei Reisen außerhalb der EU sollte man sich vorher informieren. Die Preise für das Daten-Roaming sind teils enorm hoch. Je nach Anbieter und Ort kostet ein Megabyte zwischen 2,50 Euro in europäischen Nicht-EU-Ländern sowie den USA und fünf Euro im Rest der Welt. Viele Anbieter offerieren aber Auslands-Datenpakete für unterschiedliche Zeiträume. Wer auf Reisen frei zugängliche Wlan-Hotspots nutzt, fährt am günstigsten.

Telefonieren

Zum 1. Juli sinken die Preise für Mobilfunkgespräche im EU-Ausland. Ein abgehender Anruf, egal ob ins Fest- oder Mobilfunknetz, kostet hier noch maximal 35 Cent pro Minute (bis dahin: 42 Cent), ein eingehendes Gespräch zehn statt bislang 13 Cent. Nach 30 Sekunden muss eine sekundengenaue Abrechnung erfolgen.

Bei Aufenthalten außerhalb der EU sind weit höhere Preise aber nicht ungewöhnlich: Abgehende Anrufe beispielsweise aus Kroatien, der Türkei oder den USA kosten oft mehr als 1,50 Euro, ankommende mindestens 70 Cent in der Minute. Abgehende Telefonate aus der restlichen Welt, etwa aus Tunesien oder Thailand, schlagen mit mindestens 2,50 Euro, eingehende mit mindestens 1,70 Euro zu Buche. Ein Blick auf spezielle Auslandstarif-Optionen, die alle Netzbetreiber sowie einige Discounter anbieten, lohnt.

Mailbox

Der Empfang von Sprachnachrichten auf der Mailbox ist innerhalb der EU unentgeltlich, das Abhören der Nachrichten jedoch meist kostenpflichtig. Außerhalb der EU sind die Kosten für auf der Mailbox eingehende Anrufe oft sehr hoch. Man kann am Telefon die "absolute Rufumleitung" einstellen, dann werden die Nachrichten kostenlos in Deutschland gespeichert.

SMS

Die Höchstgrenze des EU-Tarifs sinkt ab Juli innerhalb der EU von 13 auf elf Cent pro versandter SMS. Der Empfang ist kostenfrei. Außerhalb der EU kann eine abgehende SMS bis zu 50 Cent kosten.

© SZ vom 25.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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