Günstig verreisen mit Coupons:Guter Schein

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Mit einem Mausklick buchen und Geld sparen: Immer mehr Internetportale bieten Reisegutscheine an. Doch während die Kunden von den günstigen Preisen für Flüge, Hotels und Kreuzfahrten profitieren, kommen die Veranstalter nicht immer gut weg.

Stefan Fischer und Sabrina Seitz

Der Handel mit Aktien und Wertpapieren ist vielen Privatanlegern derzeit zu riskant. Aber sie haben ein anderes, als lukrativ empfundenes Papier entdeckt: Rabatt-Gutscheine sind die neuen Volksaktien. Die Dividende liegt in der Ersparnis, oft auch in Erholung oder Abenteuer.

Etabliert hat sich das sogenannte Couponing in Deutschland vor rund zwei Jahren mit Gutscheinen für Restaurants und Nagelstudios. Man kann auf diesem Weg sogar Ehrendoktortitel kaufen, rabattiert auf 39 Euro. Auch der Verkauf von Reisegutscheinen ist inzwischen zu einem wichtigen Geschäftsfeld geworden. Über die einschlägigen Internetportale werden Rabattcoupons für Flüge, Hotels und Kreuzfahrten mittlerweile zu Hunderttausenden vertrieben - mit Nachlässen von 50 Prozent und mehr.

Angeboten werden die Coupons jeweils nur für wenige Tage, einlösen kann man sie in der Regel während der nächsten sechs bis maximal zwölf Monate. Mitunter gibt es weitere Beschränkungen, auf bestimmte Wochentage beispielsweise. Das ist abhängig davon, ob die Coupons zu Marketingzwecken angeboten werden oder um buchungsschwache Zeiten zu überbrücken.

Gäste, die man lieber nicht haben will

Der Markt ist sprunghaft gewachsen: Der größte Anbieter, die amerikanische, auch in Deutschland operierende Plattform Groupon, hat deshalb im vergangenen November beim Börsengang 700 Millionen US-Dollar einsammeln können. Der Konkurrent Daily Deal hat im vergangenen Jahr in Deutschland 105.000 Reisecoupons abgesetzt im Gesamtwert von 21,9 Millionen Euro. 2010 waren es gerade mal 16.000 Gutscheine (Gesamtwert: 717.000 Euro). "Wir machen inzwischen ein Viertel unseres Umsatzes über Travel Deals", sagt Michael Hensch, der Sprecher von Daily Deal.

Das Geschäftsmodell ist allerdings ein prekäres: Hoteliers, Fluggesellschaften oder Reiseveranstalter bieten ihre Dienstleistungen mit einem starken Rabatt an - und müssen an das Internetportal überdies Kommission bezahlen. Diese Margen sind Verhandlungssache. Sie liegen zwischen 15 und 50 Prozent.

Für manche geht diese Rechnung nicht auf. Einige Hoteliers, die alle ungenannt bleiben wollen, haben schlechte Erfahrungen gemacht mit den Coupons, weil sie aus ihrer Sicht die Preise verderben und teilweise Gäste ins Haus bringen, die sie lieber nicht beherbergen wollen.

Steve Rudolf, Leiter des Ertragsmanagements im Kaiser Spa Hotel zur Post auf Usedom, berichtet Gegenteiliges: "Wir hatten im letzten Winter etwa 1000 Buchungen über Coupons. Diesen Februar waren wir auch mit deren Hilfe zu drei Vierteln ausgelastet." Damit sichere sich das Haus in der ostseetypisch schwachen Wintersaison das Geschäft und könne überdies das Personal ganzjährig halten. Die Couponaktionen seien jeweils so kalkuliert, dass die Kosten gedeckt sind. "In der Regel verdienen wir mit den neuen Kunden sogar Geld", sagt Rudolf, "sie geben mindestens noch einmal so viel aus bei uns wie für den Gutschein." Und es sei dem Kaiser Spa bereits gelungen, auf diese Weise Stammkunden zu gewinnen.

Auch Reisebuchungs-Plattformen machen mit

Inzwischen verkaufen nicht nur Coupon-Firmen solche Reise-Deals, sondern auch Reisebuchungs-Plattformen, etwa HRS oder Booking.com. Das Portal Holidaycheck.com hat den Gutschein-Verkauf indes wieder eingestellt. "Letzten Endes folgt dieses Angebot einer Geschäftsmechanik, die nicht zu uns passt", sagt Georg Ziegler, Leiter Unternehmenskooperation bei Holidaycheck. Man habe festgestellt, dass Kunden, die auf dem Portal buchen, nicht in erster Linie auf Gutschein-Schnäppchen aus sind.

Die Gründe, weshalb Tourismusunternehmer Couponportale beauftragen, anstatt Sparangebote selbst zu vertreiben, nennt stellvertretend für die gesamte Branche Daniel Glasner, Europachef von Groupon: "Unsere Reichweite ist unschlagbar, außerdem können wir über diverse Social-Media-Kanäle und aufgrund der Kenntnis der Präferenzen unserer Nutzer Leute zielgerichtet ansprechen."

Denkbar ist jedoch, dass auch der Gutschein-Handel eine Blase ausbildet, die eines Tages platzt. Marktführer Groupon jedenfalls musste im ersten Quartalsbericht nach dem Börsengang einen Verlust von 43 Millionen US-Dollar ausweisen.

Im Angebot

Groupon

Groupon ist ein Coupon-Allrounder, der täglich auch neue Reisegutscheine anbietet. Letztere reichen von Städtetrips bis zu Fernreisen. Die Angebote funktionieren über Gruppenrabatt, benötigt wird deshalb eine Mindestanzahl an Käufern, die jedoch nahezu immer erreicht wird. www.groupon.de

Daily Deal

Daily Deal funktioniert wie Groupon, hat aber ein breiteres Reiseangebot. So kann man Universal-Gutscheine erwerben, die sich jeweils bei mehreren Hotels einlösen lassen. www.dailydeal.de

Ab in den Urlaub Deals

Ab in den Urlaub ist ein Reise-Buchungsportal. Es bietet seit kurzem eine große Auswahl an Gutscheinen, unter anderem für stark reduzierte Pauschalreisen. www.ab-in-den-urlaub-deals.de

Animod

Animod vermittelt unter anderem Gutscheine für Unterkünfte und Last-Minute-Reisen. Es gibt stets einen besonders preiswerten Trip des Tages. Allerdings ist die Menge der Angebote limitiert. www.animod.de

HRS Deals

Beim Hotelbuchungsportal HRS gibt es mittlerweile auch täglich Deals für Hotelzimmer, die aber nur an bestimmten Tagen gelten. Deshalb muss sich der Käufer gleich auf ein Datum festlegen. www.hrs.de/deals

Booking.com Flash Deals

Booking.com funktioniert ähnlich wie HRS. Man muss sich jedoch erst per E-Mail registrieren, um Zugriff auf die rund 400 aktuellen Hotelzimmer-Deals zu erhalten. www.booking.com

Travelzoo

Travelzoo ist eine wöchentlich aktualisierte Liste der 20 günstigsten Reise- und Entertainmentangebote anderer Coupon-Anbieter. www.travelzoo.com/de

© SZ vom 01.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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