Fotografieren im Urlaub:Wie macht man ein gutes Urlaubsfoto?

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Ohne Erinnerungsfotos ist die Reise für Sie nur halb so schön? Ein Profi erklärt, auf welche Feinheiten Sie achten müssen, um das perfekte Bild zu machen.

Hans Gasser

Heinz Teufel ist mehrfach ausgezeichneter Profifotograf. Seit sechs Jahren bietet er im Ostseekurort Zingst Fotografie-Workshops für Laien an und holt international bedeutende Fotografen in die drei Galerien des Ortes. Er erklärt, was die Urlaubsknipser falsch machen und wie man gute Bilder hinkriegt.

Profi Heinz Teufel zeigt Laien, wie das Urlaubsfoto auch wirklich gut wird. (Foto: Foto: privat)

SZ: Kann man in Zingst bessere Landschaftsbilder machen als anderswo?

Heinz Teufel: Der Tourismusdirektor kam vor einigen Jahren auf mich zu, weil er ein Alleinstellungsmerkmal für den Ort gesucht hat. Rund um Zingst ist es durch die Boddenlandschaft sehr abwechslungsreich. Zum Beispiel der Weststrand, einer der wenigen Ostseestrände ohne Deich, wo das Wasser ungebremst in den Wald fließt. Die Bäume kippen, brechen und es entstehen immer wieder neue Landschaftsformationen.

SZ: Was sind die Hauptfehler des gemeinen Urlaubsfotografen?

Teufel: Die Leute wollen immer alles draufhaben auf einem Bild. Aber Fotografie hat etwas mit Reduktion und Selektion zu tun. Man muss das Typische erst mal erkennen, die Form begreifen und einen Sinn für das Bild finden. Beispiel Weststrand: Wichtig ist dort das Wasser und die Abbruchkante, wo der Strand in die Dünen übergeht. Da drauf stehen Bäume, Windflüchter, die typisch für diesen Strand sind. Also versuche ich, einen wettergebeutelten Baum so zu fotografieren, dass er noch in Beziehung zu dem Strand steht, vielleicht mit Blende16, die einen weiten Schärfebereich ergibt. Das Wasser kann man mit einem Stativ und einer relativ langen Belichtungszeit dynamisch darstellen.

SZ: Haben Fotowettbewerbe für Touristen neben dem Werbeeffekt auch noch einen anderen Wert?

Teufel: Natürlich gibt es dabei viele beliebige Bilder. Aber wenn man eine Auswahl trifft, kommen immer ein paar anständige Fotos zusammen. Und die Gewinner sind motiviert, kommen dann auch mal zu einem Workshop. Beim letzten Wettbewerb in Schleswig-Holstein gab es 4000 Bilder und 500 000 Klicks auf der zugehörigen Website. Die Leute interessiert das sehr. Und ich war überrascht, wie gut viele Bilder waren. Das hat wohl auch mit den Digitalkameras zu tun, weil man schlechte Bilder gleich löschen und es noch mal probieren kann.

SZ: Sind klassische Sehenswürdigkeiten langweilige Motive?

Teufel: Nicht unbedingt. Sehenswürdigkeiten sind Eye-Catcher, das fesselt. Man kann das ablegen, hat dann eine Postkarte, das muss nicht schlecht sein. Andererseits kann man sich mit jedem berühmten Bauwerk intensiv auseinandersetzen. Jedes Licht verändert ja das Motiv, Detailaufnahmen können viel über das ganze Bauwerk aussagen, das ja stets eine übergreifende Struktur besitzt.

SZ: Warum ist es schwieriger, eine gute Landschaftsaufnahme zu bewerkstelligen als ein gutes Porträt?

Teufel: Bei Porträts hat man schon eine vorgegebene Form. In der Landschaft muss man diese erst suchen. Eine Teilnehmerin, die sonst ganz gut war, sagte plötzlich, draußen in der Weite: Um Gottes willen, wo ist denn hier ein Foto? Da hilft es, wenn man zusammen durch den Sucher schaut, auf Formen aufmerksam macht, die man geometrisch verbinden kann.

© SZ vom 12.06.2008/lpr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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