Ende der Reise:Royals of the Rollbahn

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Landebahn vom Tower leider nicht einsehbar: Flugzeug auf dem Victoria-International-Airport in Kanada. (Foto: imago/All Canada Photos)

Die Betreiber des Victoria International Airport in Kanada haben eine Rollbahn verlängert. Und dabei ein entscheidendes Detail ignoriert.

Von Stefan Fischer

Frau und Kind hatte er schon vorausgeschickt. Er selbst musste in der alten Heimat noch ein paar Dinge regeln mit der buckligen Verwandtschaft, voran mit der sturen Großmutter, dem verkorksten Vater und dem hochmütigen Bruder. Zu gerne wüsste man, ob sie bei Königs zu so einem Anlass auch fluchen und sich gegenseitig Schimpfwörter und Beleidigungen an den Kopf werfen - und ob die Windsors dafür ein eigenes royales Vokabular haben. Oder ob sie sich in diesem Punkt dann doch nicht unterscheiden von Klempnern, Busfahrerinnen und Premierministern.

Irgendwann waren schließlich alle Tischtücher zerschnitten in Buckingham Palace, und Prinz Harry konnte sich auf den Weg nach Kanada machen zu seiner Frau Meghan und dem Sohn Archie. Die Wahl des Zielflughafens hätte ein symbolischer Akt werden können - wenn Harry sich bloß etwas mehr Zeit gelassen hätte damit, von zu Hause auszuziehen. Er hätte auf dem Victoria International Airport im Wortsinne aus dem Blickfeld verschwinden können. Aus dem der Familie, der Boulevardpresse, überhaupt aller Menschen.

Nicht einmal die kanadische Flugaufsicht hätte gewusst, wo Harry steckt. Wäre er nicht bereits Anfang des vergangenen Jahres auf dem Flughafen der Hauptstadt von British Columbia gelandet, sondern erst im Herbst. Dann nämlich wäre die Rollbahn dort bereits verlängert gewesen. Die war bis vor wenigen Monaten nämlich recht kurz, sodass Maschinen stets 180-Grad-Kurven fahren mussten, um von der Start- und Landebahn aufs Vorfeld zu gelangen und umgekehrt. Das ist umständlich und verbraucht viel Kerosin.

Nun also ist die Rollbahn um mehr als 300 Meter länger. Es könnte also alles gut sein auf dem Flughafen zwischen Seattle und Vancouver. Doch es gibt einen Haken: Der neue Abschnitt kann vom Tower aus nicht eingesehen werden. Er darf daher nicht benutzt werden, damit nichts und niemand Schaden nimmt oder verloren geht, schon gar nicht ein auswanderungswilliger britischer Prinz.

Das Problem war von Anfang an bekannt. Der Tower sollte deshalb verlegt werden, doch weil der Flugverkehr auch im Westen Kanadas drastisch eingebrochen ist, fehlt dem Flughafen-Betreiber das Geld dafür. Nun sollen Kameras installiert werden, damit die Fluglotsen tatsächlich alles im Blick haben können. Wer das nun als Provisorium belächelt und über die Zusatzkosten höhnt, verkennt, wie zeitgemäß die Maßnahme im Grunde ist: Denn der Victoria International Airport wird auf diese Weise Home-Office-gerecht ausgebaut.

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