Ende der Reise:Zugfahrt mit Maniküre

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Alle schimpfen immer über die Bahn, zu teuer, zu unpünktlich, zu langweilig. Doch das könnte sich bald ändern, wenn die Pläne der Parfümeriekette Douglas verwirklicht werden. In den Zügen könnten dann "Beauty-Waggons" eingehängt werden.

Von Hans Gasser

Alle schimpfen immer über die Bahn, zu teuer, zu unpünktlich, zu langweilig. Dann stehen sie auf der Fahrt in den Urlaub stundenlang im Stau auf der A 8 und nehmen das als gottgegeben hin: den Gestank, die verlorene Zeit, den Blick auf hässliches Blech.

Nun bringt man die Deutsche Bahn auch nicht unbedingt mit Schönheit zusammen, vielleicht einmal abgesehen von manchen Landschaften, durch die ihre Züge rollen. Doch das könnte sich bald ändern, wenn die Pläne der Parfümeriekette Douglas verwirklicht werden. Deren neue Chefin möchte gerne in Züge der Bahn "Beauty-Waggons" einhängen, "wo man während der Fahrt eine Maniküre bucht oder ein neues Make-up bekommt". Ihre Kundinnen seien viel unterwegs und könnten so die Zeit sinnvoll nutzen, etwas Ähnliches sei auch in den Lounges der Lufthansa vorstellbar. Eine Anfrage bei der Bahn gebe es bereits.

Wer jetzt sagt, ich hätte lieber ein gescheites Bordrestaurant mit einem anständigen Schnitzel statt eines Beauty-Waggons, der greift zu kurz. Das Angebot soll sich zwar vorwiegend an Frauen richten, aber auch Männer könnten sich dort ihre trendigen Voll-, Fünftage- oder Schnauzbärte pflegen lassen. Bartpflege, so die Parfümerie-Chefin, sei nämlich ein Wachstumsmarkt. Schönheit und mentale Stärke gehörten zusammen, gerade für den Mann.

Vorbei also die Zeiten, in denen das Reisen mit jeder Menge Staub, Schmutz und Schweiß verbunden war, weil wirkliche Abenteuer nur in unklimatisierten, mit Tieren und Menschen vollgestopften Verkehrsmitteln möglich sind. Das mit den kaputten Klimaanlagen kriegt die Bahn noch ganz gut hin, aber wird sie den Schritt wagen, ihre Kunden schöner zu machen? Noch gibt es keine Antwort auf das Ansinnen der Parfümerie-Chefin. Aber die DB Regio präsentiert einen "Ideenzug", indem sie zukünftige Waggongestaltung ausprobiert: Fitnesskabinen gibt es da, einen Public-Viewing-Bereich und Power-Nap-Zonen. Die Gegenwart mag grau sein, aber die Zukunft wird schön!

© SZ vom 23.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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