Ende der Reise:Würmer in die Hütte!

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Österreich ist bekannt für seine kulinarischen Schmeicheleien, vor allem auf Berghütten. Nun kommt Abwechslung in die Schnitzelparade: Insektenkost.

Von Hans Gasser

Österreich, du Land des Kaiserschmarrns! Kulinarisch warst du immer schon ambitionierter als deine nördlichen Nachbarn. Die strömen in langen Autokarawanen in deine Berge, schweben in teurer Skimontur nach oben, und sobald sie eine deiner zahllosen Hütten betreten, verlangt es sie nach Apfelstrudel, Wiener Schnitzel mit gerösteten Erdäpfeln oder auch einmal einem Szegediner Gulasch. Das Kaiserreich ist lang passé, aber ohne die ungarischen Köche ist kein Skitourismus denkbar.

Doch selbst solch jahrhundertealte Gewissheiten werden irgendwann erschüttert. Nichts ist für immer, und da das Wiener Schnitzel seinen Siegeszug um die Welt bereits vollendet hat, braucht es neue Kreationen. Die kommen fritteusenheiß aus dem stets innovativen Bundesland Vorarlberg, wo gerade das erste Insekten-Kochstudio eröffnet hat. Das "Luculla Culinaria" bietet Kochkurse an, bei denen man Ofenkürbis mit Mehlwürmern, karamellisierte Honigheuschrecken oder Tarte Tatin mit Buffalowürmern zubereiten lernt. Natürlich aus regionaler Aufzucht! Die Heuschrecken werden in Vorarlberg gezüchtet, die Würmer in Kärnten. Die Inhaberin des Studios hat "Food and Drink Innovation" studiert und will die ressourcenschonenden, aber auch proteinreichen und mehrfach ungesättigte Fette beinhaltenden Insekten aus der asiatischen Schmuddelecke ins klare, alpine Licht rücken. Richtig so!

Insektifizieren nennt sie das und bietet auch Catering an: Von da dürfte es nur noch ein kleiner Sprung sein auf die vielen Skihütten im Bregenzerwald und am Arlberg. Was tun sich da für die immer grüner sich gebenden Skigebiete für neue Chancen auf, wenn nicht nur die Schneekanone mit Ökostrom läuft, sondern tierische Nahrung in der Hütte als so gut wie CO₂-frei angepriesen werden kann: Das rösche Buffalowurm-Schnitzel, der Brownie mit Grillen und sicher auch bald der erste Kaiserschmarrn aus Heuschreckeneiern. Genuss ohne schlechtes Gewissen!

© SZ vom 30.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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