Ende der Reise:Wir schwören!

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Island ruft Besucher auf, sich als verantwortungsvolle Touristen zu bekennen. Kein Problem! Touristen reden schließlich viel, wenn der Urlaubstag lang ist.

Von Dominik Prantl

Die Isländer, und zwar nicht diese Ponys mit ihrer merkwürdigen Gangart, sondern die dort lebenden Menschen, sind spätestens seit der Fußball-Europameisterschaft als hart spielende, aber genauso hart feiernde und vor allem ehrenhafte Menschen bekannt. Menschen also, die wissen, wo es langgeht, die nach vorne schauen. Kürzlich haben sie beispielsweise eine Art Schwur für die Natur auf ihrer offiziellen Website für Touristen aufgesetzt, den so genannten "Icelandic Pledge". Der beginnt mit der Zeile: "Ich schwöre, ein verantwortungsvoller Tourist zu sein." Anschließend schwört man noch, was man damit genau meint, nämlich Orte so zu hinterlassen, wie man sie vorgefunden hat, dass man auf dem Campingplatz bleibt, wenn man unter dem Sternenzelt schläft, dass man dort parkt, wo es erlaubt ist, und nicht von der Straße abweicht.

Als kritischer Mensch kann man das natürlich einigermaßen blöd finden, weil dahinter wieder mal die böse Werbung für mehr Urlaub in Island durchscheint und so ein Schwur eh nicht mehr bedeutet als ein Lippenbekenntnis. Andererseits setzt so ein Schwur ein schönes Zeichen, nicht allein für den Schutz der Natur, sondern auch dafür, dass die Touristen an ihren Manieren feilen sollten. In München zum Beispiel wäre so etwas wie ein Schwur für mehr Essenskultur überfällig, bei dem sich Gäste endlich zum korrekten Verzehr der Weißwurst bekennen, statt ein Kalbfleischgemetzel zu hinterlassen. Auch ein Schwur für die korrekte Aussprache hätte etwas, vor allem in Anbetracht so schwieriger Wörter wie Wordschestersoße, Knotschi und Bruschedda. Am Pool könnten die Leute schwören, weniger Liegen zu besetzen, und auf Kreuzfahrtschiffen, dass man nicht mehr vom Buffet auf den Teller schaufelt, als in den Magen passt.

Noch schöner wäre nur zu versprechen, sich im Ausland so aufzuführen, wie es sich für einen anständigen Touristen gehört. Aber vielleicht beginnen wir erst einmal damit zu schwören, nicht nur bloß zu reden, sondern auch etwas zu tun.

© SZ vom 06.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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