Ende der Reise:Warnung vor dem Sturm

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Schlechtes Wetter auf Reisen: Das muss nicht sein! Selbst dann nicht, wenn man einen Wetterumschwung weder kommen sieht noch spürt.

Von Dominik Prantl

Legionäre verdreschen und Wildschweine jagen, das konnten Asterix und Obelix, doch die Meteorologie war ihre Domäne nicht. Die größte Angst im kleinen unbeugsamen Dorf war daher nicht etwa die römische Invasion, sondern dass ihnen der Himmel beim Mistelschneiden auf den Kopf fallen könnte. Wer das als Gegenwartsmensch lustig oder gar rückständig findet, sollte sich erinnern, wie die gallische Urangst auch unter den Invasoren der Neuzeit (vulgo: Touristen) grassiert: Nichts scheut der Urlauber so sehr wie ein bisschen Himmel in Form von Regentropfen auf dem sonnenbehüteten Schädel. Da helfen auch Durchhalteparolen nicht weiter wie der saublöde Satz, es gebe kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Kleidung. Genauso gut könnte man ja behaupten, es gäbe kein schlechtes Essen, sondern nur einen empfindlichen Magen.

Einige Veranstalter nutzen die Angst vor dem Niederschlag für großspurige Schönwettergarantien, wobei die Ursprünge fast in die Zeit des alten Galliens reichen. Überlieferungen zufolge soll in der Schweiz schon 1864 ein Hotelier seinen englischen Wintergästen angeboten haben, dass er ihre Kosten erstatte, falls die Briten mit dem Wetter nicht zufrieden wären. Natürlich fanden die Gäste ihren Aufenthalt so was von knorke, dass sich der Anspruch ganzer Generationen an Touristen seitdem auf die Gleichung reduzieren lässt: Urlaub = Sonne.

Damit die endlich aufgeht und es keinem mehr aus heiterem Himmel die Freizeit verhagelt, hat ein Miraculix der Moderne mit dem "deutschlandweit ersten mobilen Gewitterfrühwarngerät" das ultimative Hilfsmittel erfunden. Anders als Gewitterwarnapps, die Zugrichtungen von Wolken berechnen, registriert der kleine Kasten Blitzimpulse im Umkreis von bis zu 40 Kilometern. Da selbst der beste Gewittermelder wenig bringt, wenn man gerade in der Watzmann-Ostwand hängt oder auf dem Segelboot die Ruhe vor dem Sturm genießt, braucht es jetzt nur noch so einen altmodischen Zaubertrank, um sich mit dreimaligem Ausatmen in den sicheren Hafen zu pusten.

© SZ vom 18.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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