Ende der Reise:Unmut im Safariwagen

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Endlich mal den Spieß umdrehen: Afrikanische Safari-Veranstalter haben ihre Kunden bewertet. Touristen auf Safari in Kenia. (Foto: Kenya Tourist Board/dpa)

In Afrika sind die Amerikaner laut einer Umfrage die beliebtesten Gäste. Sie führen in den Kategorien Humor und Freundlichkeit - und gelten als besonders großzügige Trinkgeld-Geber. Wo stehen die Deutschen?

Von Hans Gasser

Der Tourist, das unbekannte Wesen. Kaum hat man eine Reise, einen Urlaub beendet, flattern einem Online-Fragebögen ins virtuelle Haus: Wie fanden Sie es? Waren Sie zufrieden? Bitte bewerten Sie uns - auf Tripadvisor, Holidaycheck oder Hostelworld. Die Internetnoten sind heute die entscheidende Währung, sie bringen mehr Bekanntheit, mehr Umsatz, mehr neue Bewertungen. Nun ja, einigermaßen gut sollten sie halt sein. Ob das alles richtig und echt ist, das ist eine andere Frage.

Wenn der Spieß allerdings einmal umgedreht wird, also nicht der Gast den Anbieter, sondern der Anbieter den Gast bewertet, wird es interessant. So hat die niederländische Internetseite safaribookings.com 400 afrikanische Safari-Anbieter gefragt, was sie eigentlich von ihren Gästen halten. Dabei schnitten die Deutschen, sagen wir: ambivalent ab. Einerseits führen sie das Ranking in Sachen Pünktlichkeit an. Fast zwei Drittel der Veranstalter bescheinigten ihnen sehr gute Pünktlichkeit. Jedoch liegen sie in der Rubrik Unhöflichkeit an zweiter Stelle, nur noch übertroffen von den Italienern. Ja, die Italiener, viel geliebt in Deutschland, aber offenbar nicht in Afrika. Gemäß dem Ranking sind sie die unbeliebtesten Safari-Touristen, und zwar, weil sie die unpünktlichsten seien und jene, die am wenigsten den Anweisungen der Guides Folge leisteten (jeweils Platz eins). Das kann natürlich auf einer Zu-Fuß-Safari böse enden, dann nämlich, wenn sich der Gast aus Mailand trotz Verbots mit dem Selfiestick in der Masai Mara von der Gruppe absetzt und einem hungrigen Löwen zum Opfer fällt.

Apropos Löwe. Man scheint in Safari-Afrika schon vergessen zu haben, dass ein amerikanischer Zahnarzt vor Kurzem den berühmten Löwen Cecil per Armbrust grausam getötet hat. Denn die Amerikaner gelten laut der Umfrage als die beliebtesten Gäste. Sie führen sowohl die Rubrik "Humor", "Freundlichkeit" als auch "großzügige Trinkgeldgeber" an. Was wiederum zeigt, dass man sich mit Geld Freunde machen kann. Die Niederländer gelten übrigens als die knickrigsten Trinkgeldgeber. Selbst schuld, wenn sie so eine Umfrage in Auftrag geben.

© SZ vom 11.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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