Ende der Reise:Technisch abspecken!

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Für den Berg gibt es schon tragbare Solarzellen. (Foto: AFP)

Man möchte nicht glauben, was die Leute für Technikkram in den Urlaub mitnehmen! Da geht der spartanisch Reisende mit gutem Beispiel voran.

Von Hans Gasser

Einfach mal zwei Wochen in die Natur. Abschalten. Leichtes Gepäck. An nichts denken. Und bloß nichts Überflüssiges mitnehmen. Herrlich!

Ok, das Smartphone muss mit, weil quasi Sinnesorgan. Wer sagt einem sonst, wo die guten Restaurants sind, wo der Stau anfängt und welche Temperatur gerade herrscht. Aber sonst. Was braucht der Mensch außer einem kleinen Rucksack und einem Paar guter Schuhe? Nun ja, falls der Handyakku leer geht, kann man ja noch so einen kleinen Powerbank einpacken, zum Stromtanken. Schließlich will man ja Fotos und Filme machen, damit die zuhause auf Instagram sehen, wie naturburschenmäßig man unterwegs ist. Das Hochladen frisst einfach sehr viel Strom. Aber sonst.

Gut, es gäbe da auch diese ausklappbaren Solarzellen, nicht größer als ein Federmäppchen, kann man sich auf den Rucksack schnallen - nur, falls der Powerbank schneller leer geht als gedacht. Wiegt fast nix. Für die langen Abende im Zelt reicht ein gutes Buch. Ganz schön schwer. Hm. Ok, also den E-Reader rein, der wiegt nicht mehr als eine Tafel Schokolade. Es kann schließlich niemand verlangen, dass man die Brüder Karamasow auf Papier durch die Gegend schleppt. Aber sonst.

Kälter ist es geworden. Die beheizbaren Skisocken, die es letzte Weihnachten gab, wären vielleicht nicht verkehrt. Schließlich sind sie per USB mit dem Powerbank und dem Solarmodul aufladbar. Synergieeffekt nennt man das. Also rein damit. Gleiches gilt für den Noise-Cancelling-Kopfhörer. Der ist zwar etwas sperrig. Aber erstens auch aufladbar und zweitens kann die Natur ziemlich laut sein, wenn man abends einschlafen möchte. Wildbäche, Hunde, Vögel! Da ist etwas Chopin die reinste Wohltat. Aber sonst.

Man möchte es nicht glauben, was andere Leute sonst so für Technikkram in den Urlaub mitnehmen! Den Thermomix zum Campen! Das vollgefederte und voll elektrifizierte Mountainbike für den Forstweg zur Alm! Helmkameras. Rucksäcke mit Lawinenairbags! Da fragt man sich als spartanisch Reisender schon manchmal, ob die Menschen noch was von ihrem Reiseziel mitkriegen, wenn sie so auf die Technik fixiert sind.

Aber was soll's. Jeder nach seiner Façon, heißt es ja. Kann unsereinem eigentlich wurscht sein. In zwei Stunden ist laut GPS und Google Maps das Tagesziel erreicht. Dann wird das Pop-up-Zelt entfaltet, die extra dicke Isomatte bläst sich zum Glück auch von selbst auf, während der Multifuel-Kocher, den man notfalls auch mit Biogas aus Almgülle betreiben könnte, die herrlichen Superfood-Maultaschen aus dem Biomarkt brutzelt.

Und bevor man in den Expeditionsschlafsack (Komforttemperatur bis minus 30 Grad) schlüpft, noch ein Blick in den Sternenhimmel, der hier oben wirklich gigantisch ist. Ja, laut Stargazer-App müsste das die Kassiopeia sein. Es geht doch nichts über einen Urlaub mitten in der Natur und ohne den ganzen Schnickschnack!

© SZ vom 31.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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