Ende der Reise:Shoppen und schwitzen

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Die Wetterlage, politisch wie meteorologisch, lässt manche gestresst aus dem Urlaub zurückkommen. Wie gut, dass jetzt Abkühlung kommt.

Von Hans Gasser

Ja, das Wetter. Es spielt schon eine wichtige Rolle im Leben des Menschen, insbesondere des Urlaubers. Übertroffen vielleicht nur noch von der Rolle des Geldes. Ohne Geld kein Urlaub. Ohne schönes Wetter kein schöner Urlaub. Das galt zumindest bisher.

Die aktuelle Wetterlage, politisch wie meteorologisch, sortiert diese Gewissheiten nun neu. Der Klimawandel treibt die Temperaturen derart in die Höhe, dass manch einer von zwei Wochen Kroatien-urlaub zwar gut gebräunt, aber vollkommen gestresst zurückkommt. Statt der heiß ersehnten Bora, dem abkühlenden Nordwind, habe es diesmal nur ein "Börchen" gegeben, beschwert sich der Nachbar. Schon am Frühstückstisch seien ihm die Schweißperlen auf der Stirn gestanden. Das sei das letzte Mal gewesen, dass er im August da runterfahre.

Und auch in puncto Geld geht es drunter und drüber: In der Türkei, wo die Politik des Präsidenten Land und Wirtschaft ruiniert, freuen sich die trotz allem zahlreich erscheinenden Touristen nicht so sehr über das schöne Wetter. Sie sind eh ständig in klimatisierten Shoppingmalls unterwegs, wo sie auf Teufel komm raus einkaufen. Denn die Lira fällt, und was vorige Woche noch 1000 Euro gekostet hat, ist jetzt für 700 Euro zu haben. Sparen im Urlaub, wer möchte das nicht?

In der Schweiz hat man seit mehreren Jahren das genau umgekehrte Problem: Der Franken ist zu stark, weshalb die ausländischen Gäste lieber woanders wandern gehen. Zum Glück gibt es den Klimawandel! So schreibt Schweiz Tourismus in einer Mitteilung, die Zahl der Übernachtungen habe im Mai und Juni um 2,4 und 4,6 Prozentpunkte zugelegt. Einen Grund dafür sieht man in der Hitze, die Einheimische und Fremde in die Berge getrieben habe. Sogar die knickrigen, äh preisbewussten Deutschen kommen in großer Zahl wieder zurück. Dann muss es also sehr heiß sein.

Ab morgen kühlt es ab. Für wen ist das dann aber eine gute Nachricht?

© SZ vom 23.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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