Ende der Reise:Lass dich überraschen

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Das Internet überfordert uns mächtig, vor allem bei der Reisebuchung. Deshalb kann man diese nun an Unternehmen abgeben, die uns eine ganz persönliche Überraschungsreise zusammenstellen. Manchmal auch unfreiwillig.

Von Hans Gasser

Die Welt ist groß, und Verwirrung lauert überall. Und noch größer als die Welt ist das Internet. Wie jeder weiß, der einmal seine ganz individuelle Reise organisiert hat: Man kann sich in den Weiten des Netzes schneller und gründlicher verirren als in der Atacamawüste oder im Ruwenzori-Gebirge. Nach gefühlten zwei Minuten, die real 14 Stunden waren, hat man auch schon die fünf Hotels an drei Reisezielen, die in die engste Wahl kommen. Die Buchung ist jetzt nur noch eine Sache von wenigen Tagen.

Wem das alles zu viel Aufwand ist und auch zu viel Nervenkitzel, weil die Preise der Hotels und Flüge mit jedem neuen Besuch derselben Websites steigen, der kann die Qual der Wahl auch outsourcen, sprich: abgeben. An ein Reisebüro? Mit echten Menschen? Die vielleicht schon mal an Orten waren, von denen man selbst noch nicht weiß, dass man hinmöchte?

Aber nein! Natürlich begibt man sich in die Hände eines Überraschungsreiseanbieters. Die offerieren ihre Dienste natürlich im Internet, nennen sich "Unplanned", "Wowtrip" oder "Lufthansa Surprise". Gegen eine Pauschale nehmen sie die Last von den Schultern des Überforderten und rufen ihm zu: Sag uns ungefähr, was dir ländermäßig gefällt und wie viel Geld du ausgeben willst, und wir basteln dir deine ganz individuelle Überraschungsreise aus unserer schönsten Resterampe, pardon, unserem exklusiven Angebot. Kurz vor Abflug erhält man ein Kuvert mit dem Namen des Ortes, und schwups ist man schon auf unvergesslicher Traumreise ins All-inclusive-Hotel auf Teneriffa.

Dass das Leben aber oft die schöneren Geschichten und Reisen bietet als jede Internetseite, durften unlängst die Passagiere eines British-Airways-Fluges erfahren. Sie hatten Tickets von London nach Düsseldorf gekauft, vielleicht, um auf der Kö noch ein letztes Mal vor dem Brexit günstig einzukaufen. Die Maschine flog aber nach Edinburgh, was der Pilot nach der Landung auch kundtat. Als der Protest der überraschten Kunden nicht abflaute, beteuerte er, sich nicht verflogen zu haben. Vielmehr hätten die ihm ausgehändigten Unterlagen das Ziel Edinburgh angegeben, wohin er auch geflogen sei. Es müssten dann wohl die falschen Papiere gewesen sein. Ein Passagier schrieb dazu auf Twitter: "Obwohl es ein interessantes Konzept ist, glaube ich nicht, dass sich jemand für diese Rätsel-Reiselotterie angemeldet hat." Ach, britisches Understatement, wir werden dich vermissen!

© SZ vom 28.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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