Ende der Reise:Für immer Urlaub

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An der Sonne zu liegen und den Herrgott einen guten Mann sein lassen, das ist ja schön und gut. Aber wenn der Wirt den letzten Ouzo ausgibt und es kein Schokoladeneis mehr gibt, muss der Urlauber einsehen, dass das normale Leben kein All-inclusive-Buffet ist.

Von Jochen Temsch

Kommt ein Mann in den Himmel und wünscht sich, dass er vor dem Einchecken bei den Harfe zupfenden Engeln erst einmal die südlichen Gefilde des Jenseits besichtigen darf - nur für den Fall, dass es ihm dort besser gefällt. Der Wunsch wird ihm gewährt. In der Hölle laufen alle halb nackt herum und tanzen Hula, die Sonne scheint, und der Teufel serviert Cocktails. Der Mann reserviert sofort einen Liegestuhl. Am nächsten Tag fährt er so richtig zur Hölle. Aber jetzt ist es dort finster bis auf ein grässliches Feuer, die armen Seelen stecken bis zum Hals im Mist, und der Satan wetzt seine Gabel. "Was ist denn hier los?", fragt der Mann. "Gestern war für Touristen", sagt der Teufel, "heute ist für Einheimische." Ein Witz, der viel Tröstliches für alle beinhaltet, die gerade aus den Sommerferien nach Hause zurückkehren.

An der Sonne zu liegen, in die Wellen zu hüpfen und den Herrgott einen guten Mann sein lassen, das ist ja schön und gut. Aber wenn es keine Schokolade, nur noch Zitroneneis am Strandkiosk gibt, der Wirt den letzten Ouzo ausgibt und der Hotelpool winterfest ausgelassen wird, muss man auch als Urlauber einsehen, dass das normale Leben selbst in einem Land am Mittelmeer kein All-inclusive-Buffet ist.

Glück hat, wer in eine Gegend zurückkehren kann, die als "Vorstufe zum Paradies" gelten darf, wie Horst Seehofer seine Leistung als bayerischer Ministerpräsident gerne selbst lobte. Alle anderen müssen auf finnische Kardiologen hoffen. Die fanden heraus, dass Menschen länger leben, wenn sie länger Urlaub machen. Am besten bis in alle Ewigkeit.

© SZ vom 05.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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