Ende der Reise:Ein Grund, mehr zu trinken

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Die Fastenzeit hat vorzeitig ein Ende: Man kann jetzt nämlich nicht nur mit reinem Gewissen trinken. Nein, es ist viel besser: Man kann sich das reine Gewissen antrinken - und dadurch Gutes tun. Prost!

Von Dominik Prantl

Die Fastenzeit, die wir als gute Christenmenschen oder wenigstens notorische Gesundheitsapostel selbstverständlich kategorisch einhalten, hat ein Ende. Und zwar sofort. Man kann jetzt nämlich nicht nur mit reinem Gewissen trinken. Nein, es ist viel besser: Man kann sich das reine Gewissen antrinken. Denn in Australien hat ein gewisser James Grugeon endlich begriffen, dass jener Planet, den wir uns gerade per Klimawandel selber unter dem Hintern wegschmelzen, nur mit Sex, Drugs and Rock 'n' Roll zu retten ist.

Grugeon und sein Team haben nämlich die zwei "größten Symbole Australiens" vereint und meinen damit nicht etwa das Känguru und den Ayers Rock, den man als vielgereister Aborigines-Versteher natürlich Uluru nennt, sondern: das riesige Korallenriff Great Barrier Reef - und das Bier. Aus dieser Symbiose ist das sei einigen Wochen erhältliche Great Barrier Beer entstanden, wobei die Hälfte des Gewinns aus der Great-Barrier-Beer-Brauerei in die Australian Marine Conservation Society fließt, also direkt in den Schutz der Meere rund um den Kontinent. Wo früher noch ein Ave Maria und ein Vaterunser für ein reines Gewissen her mussten, reicht dem Umweltsünder etwa nach einem die Korallen ruinierenden Tauchgang heute der katzbuckelnde Gang in die Kneipe und die seelenreinigende Order von zwei Hellen. Sicherheitshalber sollten es freilich eher vier bis acht sein. Jedenfalls gibt es einen Grund, mehr zu trinken.

Dass dieses grandiose Prinzip des Ablasses durch Genussmittelkonsum Schule machen wird, steht außer Frage. Mit den Gewinnen aus den Eco-McNuggets bei McDonald's wird die Hungersnot in Afrika bekämpft, dank steigender Milka-Schokolade-Gewinne werden endlich auch die wegen der Milchpreise gebeutelten Almbauern stärker subventioniert, und halb Amsterdam kifft fürs Nashorn. Und während wir auf die "Wiesn für Flüchtlinge" warten (die Wirte wehren sich noch gegen eine Pflichtabgabe), genehmigen wir uns erst einmal einen Whisky aus heimischer Destille: Der akut gefährdete Wanderfalke vor unserem Bürofenster will schließlich auch gerettet werden.

© SZ vom 10.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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