Ende der Reise:Die Liebe in Zeiten des Urlaubs

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Was man auf Reisen nicht alles tut: Hässliche Handtaschen kaufen oder zu teuren Wein - dann lieber eine kleine Affäre!

Von Hans Gasser

Reisen bildet, heißt es immer. Ob das stimmt? Wenn man da an die ganzen Strandtouristen denkt oder daran, wie schnell selbst der Studienreisende vergessen hat, ob es die Thraker oder die Daker waren, die - im wievielten Jahrhundert noch mal? - diesen Tempel errichteten. Viel eher müsste es heißen: Reisen bindet, ja verbindet.

Zwar gibt es keine Zahlen dazu, aber es ist gewiss, dass auf Reisen mehr Lieben - manchmal auch nur Liebeleien - gestiftet werden als, sagen wir: im Büro. Ganz einfach, weil der Mensch im Urlaub Dinge tut, die er im Alltag eher vermeidet: hässliche Handtaschen kaufen zum Beispiel oder zu teuren Wein, sich von Straßenkünstlern malen lassen oder Yoga auf dem Paddelbrett machen. Er ist offen für Neues, könnte man sagen, sie will sich was gönnen, und was könnte schöner sein als eine neue Liebe?

Dabei muss man nicht gleich in "80 Orgasmen um die Welt" reisen und dann auch noch ein Buch darüber schreiben, wie dies die Autorin Henriette Hell getan hat. Oder eine Frau mit dem gleichen Namen wie die Ex-Freundin suchen, weil dieser schon auf dem gemeinsamen Weltreise-Ticket steht, wie es unlängst ein Kanadier tat. Nein, es reicht schon, sich als Pilger auf den Franziskusweg aufzumachen. Wie der ORF Steiermark berichtet, haben sich irgendwo zwischen Meran und Assisi eine steirische Klosterschwester und ein Ordensbruder aus Südtirol kennengelernt und zügig verliebt. Der Mann habe sich auf den Weg gemacht, um ein Zeichen zu bekommen, ob er sich für ein geistliches oder ein weltliches Leben entscheiden solle. "Dann habe ich erfahren: Das ist dein Weg. Und Susanne die richtige Frau", sagte der Mann dem ORF. Am 8. August wird in Graz geheiratet. Das sind Liebesgeschichten, wie sie nur im Urlaub geschrieben werden. Da hätte der spanische Jakobsweg, wo junge Menschen in überfüllten Herbergen übereinandergestapelt werden, sicherlich auch einige beizutragen. Übrigens führt die Hochzeitsreise die beiden ehemaligen Ordensleute wieder auf den Franziskusweg zurück. Aber aufpassen, man verliebt sich schneller als man denkt!

© SZ vom 16.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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