Ende der Reise:Bis das Biwak kracht

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Strandpartys und Ausweich-Locations auf der Berghütte sind gerade so beliebt wie nie zuvor. Fraglich nur, wie lange so unbeschwert gefeiert werden darf. Und ob es wirklich so sinnvoll ist, einen Kasten Bier auf 1200 Höhenmeter zu tragen.

Von Hans Gasser

Der Rausch gehört zum Leben, er hat zurzeit aber einen schlechten Ruf. Das hängt damit zusammen, dass man ihn auf Festen mit vielen Menschen besonders schön und zielführend erreichen kann. Die Feste aber wurden alle abgeschafft in diesem Jahr: vom Wacken-Heavy-Metal bis zum Oktoberfest. Traurig ist das, selbst wenn man versteht, dass es eine notwendige Entscheidung war in diesem blöden Corona-Jahr.

Dass der Mensch, insbesondere der junge Mensch, deshalb nicht den ganzen Sommer zu Hause sitzen bleibt, ist verständlich. Man organisiert sich die Feste selbst oder fährt nach Pag in Kroatien, wo es gute Strandpartys gibt. Oder gab. Denn von dort brachten einige Heimkehrer das Virus nach Deutschland mit, fraglich also, wie lange noch gefeiert wird.

Aber die Feierlust bahnt sich ihren Weg, und wenn Strände und Täler zur partyfreien Zone werden, so zieht sich die Feierlust eben Bergschuhe an und wandert ein paar Stunden ins Hochgebirge. Nun hat der Österreichische Alpenverein (ÖAV) Alarm geschlagen, weil seine Biwakschachteln angeblich "für Partys missbraucht" würden. So komme es etwa im Konrad-Schuster-Biwak (2500 m) im Karwendel immer wieder zu Übernachtungen, die nicht aus Not (erlaubt), sondern aus Spaß (nicht erlaubt) zustande kämen. Zusammenkünfte "für Feiern aller Art" seien keine Seltenheit, sagte ein ÖAV-Sprecher dem ORF. "Es spricht sich herum, dass es cool ist, auf so einem Biwak ein Fest abzufeiern."

Der Aufstieg zum Konrad-Schuster-Biwak, einer raumkapselartigen Blechbüchse mit sechs eher harten Betten, dauert vier Stunden. Mehr als 1200 Höhenmeter sind zu überwinden, in teils schwierigem Gelände. Mit einer Kiste Bier im Rucksack könnte das noch etwas länger dauern, selbst wenn man 21 ist. Wer also so etwas auf sich nimmt, damit er sich mit fünf Freunden ungestört einen Rausch antrinken kann, dem sei es gegönnt. Auf Nachfrage erklärt man beim ÖAV, ein sooo großes Problem sei das mit den Partytigern auf Biwaks dann doch nicht. Na dann, Prost - und hinterher testen lassen!

© SZ vom 27.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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