Ende der Reise:Bei den lustigen Finnen

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Finnlands Griff in die Kuriositätenkiste: Aus der DNA seiner Bewohner soll eine Symphonie komponiert werden.

Von Hans Gasser

In einem Land, in dem jährlich die Weltmeisterschaften im Luftgitarre-Spielen ausgetragen werden, sollte man sich eigentlich über nichts mehr wundern. Die Finnen sind ein lustiges Völkchen, trinkfest und geschäftstüchtig obendrein. So schafften sie es, aus einer Gummistiefelfabrik einen Konzern zu formen, der viele Jahre lang die besten Handys der Welt herstellte. Dann verpasste man allerdings irgendwie den Anschluss, was die Finnen aber nicht weiter scherte. Sie lassen sich ständig neue Dinge einfallen. Es braucht einen also nicht zu erstaunen, wenn sie nun, zum 100. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit, besonders tief in die nordische Kuriositätenkiste greifen. Aus DNA, die bei Mitbürgern an den entlegensten Winkeln ihres Landes extrahiert wird, soll eine "Symphonie der Extreme" komponiert werden. Ein Universitätsprofessor hat ein Programm geschrieben, das die DNA in Klänge verwandelt. Zur Vertonung wurde kein Geringerer gewonnen als Eicca Toppinen, Kopf der ebenfalls sehr finnischen Band Apocalyptica, die mit Cellos Heavy-Metal-Musik macht und auf diese Weise laut Toppinen "große Schönheit mit brutalem, echt fiesem Krach vereint". Die Symphonie soll Ende dieses Jahres als Musikvideo veröffentlicht werden und ist natürlich Teil einer groß angelegten Werbekampagne, die die "Authentizität" des Fünf-Millionen-Völkchens in den Vordergrund stellen soll.

Sie reiht sich damit ein in die Kampagnen einiger skandinavischer Länder, die im weltweiten Wettstreit um Touristen besonders nahbar und originell sein wollen. So konnte man im Rahmen einer schwedischen Werbeaktion eine Nummer anrufen, die einen per Zufallsgenerator mit einem x-beliebigen (von ein paar hundert ausgewählten) Normal-Schweden verband. Der erzählte einem dann etwas über sein Leben und seine Gegend. Auch die Isländer waren mit ähnlichen Kampagnen so erfolgreich, dass Touristen ihre Insel überrannten und sie nun mit dem "Naturschwur" gegensteuern müssen. Dabei muss der Tourist unter anderem schwören, die Wege nicht zu verlassen und die Orte so zu hinterlassen, wie er sie vorgefunden hat.

Mal sehen, was passiert, wenn Apocalyptica die " Symphonie der Extreme" in die Welt entlässt. Vermutlich wird man dann schwören müssen, ähnlich fiesen Krach in der finnischen Natur nur zu machen, wenn einen ein echter finnischer Bär verfolgt.

© SZ vom 02.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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