Ende der Reise:Auf Seehofers Spuren

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Wandern mit Manuel Andrack, E-Biken mit Georg Hackl oder Skifahren auf Island mit den Neureuthers: Inzwischen kann man mit Prominenten oder ehemaligen Prominenten verreisen. Wir hätten da noch einige Vorschläge von Bush bis Obama.

Von Dominik Prantl

Was ist eigentlich aus Manuel Andrack geworden? Manuel Andrack, das jetzt für alle Spätgeborenen und Frühschläfer, war einmal die rechte Hand von Harald Schmidt, der wiederum einmal so etwas wie die rechte Hand des deutschen Fernsehens war. Andrack diente Schmidt zu dessen Glanzzeiten gerne als Prügelknabe, Fußballphilosoph und Bierconnaisseur in Personalunion; ihm ging es also nicht wesentlich besser als 80 Prozent der deutschen Ehemänner. Allerdings war Andrack anders als 80 Prozent der deutschen Ehemänner immer auch schon ein bisschen Wanderexperte, weshalb es gar nicht so sehr wundert, wenn jetzt ausgerechnet das Deutsche Weininstitut (DWI) eine Kooperation mit dem Kölschliebhaber eingeht. Andrack, so hat das DWI diese Woche gemeldet, wird von dem langen Weinwanderwochenende Ende April an nämlich das neue Gesicht für das Thema "Wandern, wo der Wein wächst".

Andrack steht damit in einer ganzen Reihe aus prominenten und ehemals prominenten Menschen, die von Reiseanbietern, Tourismusverbänden und Vereinen werbewirksam unters Volk gemischt werden, quasi zum Anfassen. Georg Hackl zum Beispiel, der während seiner Wokrodel-Glanzzeit als rechte Hand von Stefan Raab diente und schon davor ein paar Goldmedaillen bei Olympischen Spielen gewonnen hatte, tritt jetzt als "bekennender E-Bike-Fan" auf. Er wird deshalb auch beim E-Bike-Festival von 23. bis 25. Juni in der Region Inn-Salzach mitradeln. Oder die omnipräsenten Neureuthers, also die Rosi und der Christian, bei denen man manchmal den Eindruck gewinnt, sie hätten sich seit ihrer Skifahrer-Karriere zum Maskottchen von halb Deutschland entwickelt. Die beiden fahren mit ihrem Sohn Felix und dessen Wintersport-Freundin Miriam Gössner Anfang Mai nach Island zum Heli-Skifahren, wobei sich jeder Tourist für schlappe 7200 Euro (sechs Tage, davon vier Tage Ski fahren, ohne Flug nach Island) einkaufen kann. Ganz zu schweigen von den sogenannten Star-Fotografen, mit denen man durch die afrikanische Savanne pirschen könnte.

Das Prinzip solcher Urlaubsangebote ist natürlich ausbaufähig; vor allem im politischen Bereich gäbe es sicher noch einige altgediente Hochkaräter abzugreifen. Es müsste ja gar nicht einmal der Kitesurftrip mit Barack Obama an die Küste von Hawaii sein. Schon E-Auto-Touren mit Vorgänger George Bush rund um die texanischen Öltürme oder "Wandern, wo die Demokratie blüht" mit so manchem Ex-Minister der Türkei wären garantiert sofort ausgebucht. Auch sollte Bayerntourismus den Horst Seehofer in naher Zukunft endlich mal dazu gewinnen, mit ihm durch die Lieblingsecken seiner Jugend in Ingolstadt zu joggen. Obwohl, dann vielleicht doch lieber mit Manuel Andrack beim Wandern über Wein, Bier und den 1. FC Köln plaudern.

© SZ vom 30.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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