Eishockey:Männer!

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Pyeongchang 2018: Die Spieler vom deutschen Eishockeyteam feiern ihre Silbermedaille. (Foto: Michael Kappeler/dpa)

Es war einfach herzzereißend: die Deutschen im olympischen Eishockey-Finale. Drei Minuten vor Schluss gingen sie sogar in Führung gegen den hohen Favoriten Russland - und verloren doch noch. Die Trauer währte nicht lange, am Ende wurde eine Party gefeiert.

Falsche Tränen gibt es nicht, aber manchmal ist das Gefühl, das in ihnen wohnt, beim Wegwischen schon ein anderes als im Moment, als sie zu fließen beginnen. Es war jedenfalls ein Chaos der Gefühle, das die deutschen Eishockeymänner heimsuchte. Sie schluchzten, sie lachten, lagen sich stolz in den Armen, und dann brannte es schon wieder in der Brust. Ihre Welt sei gerade mal kurz zusammengebrochen, sagte Dennis Seidenberg, doch diese Welt setzte sich beim Blick auf ihre Medaillen auch gleich wieder zusammen. Klar, nur 55,5 Sekunden hatten gefehlt, um als Olympiasieger von Südkorea nach Hause fliegen zu können - aber diese Silbermedaille nach dem in der Verlängerung 3:4 verlorenen Finale gegen die Athleten aus Russland bedeutete ja auch nichts weniger als den größten Erfolg einer deutschen Eishockey-Auswahl bei Olympischen Spielen.

Es war an einem Sonntag, es war fünf Uhr morgens, als sich das deutsche Fernsehpublikum zwischen Bettdecke und Fernseher entscheiden musste. Ein Olympiafinale mit deutscher Beteiligung hatte es noch nie gegeben vor diesem 25. Februar 2018. "Wann steht man so früh auf? Bei der Mondlandung, bei Muhammad Ali - und jetzt", meldete sich Alois Schloder zu Wort, 1976 in Innsbruck Kapitän der deutschen Eishockey-Auswahl, die mit ihrer Bronzemedaille bis zu diesem Winter die beste Olympia-Bilanz vorzuweisen hatte. Doch nicht nur im langen Warten auf einen ähnlichen Erfolg lag die Besonderheit dieses Triumphs, sondern auch im Charakter der Mannschaft um Trainer Marco Sturm - und im verrückten Turnierverlauf. Für Olympia 2014 hatte sich das Team nicht qualifizieren können, an ein Erreichen des Viertelfinals glaubte in Korea trotz Abwesenheit der NHL-Spieler bei der Konkurrenz kaum jemand. Im deutschen Team allerdings trug die gemeinsame Whatsapp-Gruppe den Namen: "Mission Gold".

In engen Spielen mit Overtime kämpften sie sich von einer Runde in die nächste, schlugen Weltmeister Schweden und Rekord-Olympiasieger Kanada, und im Finale gegen die Russen gingen die Deutschen dann tatsächlich 3:2 in Führung, drei Minuten vor Schluss. Dann brach ihre Welt zusammen."Hat dir schon mal einer ins Herz gestochen? Das ist ungefähr das Gleiche", sagte Torwart Danny aus den Birken über den Ausgleich der Russen, 59:04 Minuten stand da auf der Uhr. In Unterzahl kassierten die Deutschen dann das entscheidende Tor. Die verwundeten Herzen heilten aber sehr schnell, wie sich bei der Party im Deutschen Haus von Pyeongchang zeigte.

Saskia Aleythe ist Redakteurin im Sportressort der SZ.

© SZ vom 24.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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