Bildband "Fake holidays":Ferien mit Superman und Jesus

Erholen im schönen Schein: Reiner Riedler hat Urlaubsorte fotografiert, an denen Menschen Kopien der Welt erschaffen haben.

Stefan Fischer

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Es ist eines der bekanntesten Zitate des komischen Films: "Gut. Durch die Tür hinaus, zur linken Reihe, jeder nur ein Kreuz. Der Nächste." Mit dieser Anweisung bereitet ein römischer Aufseher eine Massenkreuzigung im Heiligen Land vor, Michael Palin spielt ihn in der britischen Evangeliums-Parodie "Das Leben des Brian".Der Tod am Kreuz als Spektakel für die Massen und als organisatorische Aufgabe: Im Themenpark The Holy Land Experience in Orlando, Florida ist er just das.The Holy Land Experience in Orlando, Florida, Foto: Reiner Riedler

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Ein Als-ob, eine Imitation der Wirklichkeit, wiederholbar im Stundentakt und ohne die realen Konsequenzen. Reiner Riedler hat zwei makabre Fotografien von dort aufgenommen in seinen Bildband "Fake holidays", eine zeigt einen Jesus-Darsteller am Kreuz, die andere einen am Pranger. Auf dieser zweiten Aufnahme sind Besucher des Freizeitparks zu sehen in unterschiedlichem Grad der Erschütterung: Eine Frau presst ergriffen ein Taschentuch an den Mund, indes ein Zweiter isst, ein Dritter Eis schleckt.Polynesische Tänzer im Vichy Aqua Park im litauischen Vilnius, Foto: Reiner Riedler

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Die Holy-Land-Fotos hat Riedler ins letzte Kapitel seines Buchs einsortiert, das überschrieben ist mit "Machtspiele". Da sind auch Paintball-Spieler zu sehen; und im Kapitel zuvor, in der Rubrik "Leidenschaft", posieren Swinger-Club-Besucher und Rollenspieler. Hier löst sich der Begriff der fake holidays auf, da wird das Inszenierte zum Echten, da haben, so Kouwenhoven, einige ihr Paradies gefunden.Indoor-Skihalle in Dubai, Foto: Reiner Riedler

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Der Begriff leitet sich aus einer altiranischen Sprache ab, pairi daêza meint einen eingefriedeten Garten. Dort gelten eigene, simplere Regeln als außerhalb, in diesem Sinn sind Paradiese Abklatsch der Realität, nicht deren Vollendung. Das Maß der Dinge unter solcherlei Surrogaten ist nach wie vor Las Vegas. Riedler zeigt aber auch die Künstlichkeit von Tropical Island in Brandenburg, vom chinesischen Freizeitpark Windows of the World und von Indoor-Skihallen.Freizeitpark Tropical Island in Brandenburg, Foto: Reiner Riedler

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Besondere Anstrengungen werden an der türkischen Riviera unternommen, um den Gästen von Strandhotels vorzugaukeln, sie könnten mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Selbst für russische Gäste, so sie nicht in Moskau oder im Umkreis leben, lohnt eine Reise nach Antalya allemal mehr als in die heimische Hauptstadt - so das Versprechen. Denn die Basilius-Kathedrale gibt es hier wie dort, in der Türkei aber zusätzlich Sonne, Strand und Meer.Freizeitpark Window of the World in China, Foto: Reiner Riedler

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Nun ist der Fotograf Reiner Riedler niemand, der bloß diese Oberfläche dokumentieren würde. Er zeigt auch das Fassadenhafte an ihr; immer dort, wo sich diese Fassade auflöst. Als da etwa Supermans Schweißflecken wären und der Riss im Kostüm. Von den Gummistiefeln nicht zu reden.Foto: Reiner Riedler

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Reiner Riedler: Fake holidays. Moser Verlag, München 2009. 144 Seiten, 59 Euro.Eishöhle in der Indoor-Skihalle in Dubai, Foto: Reiner Riedler(SZ vom 29.10.2009/kaeb)

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