Ansprüche auf die Arktis:Auf der Lauer nach Meer

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Die Arktis könnte viel früher eisfrei sein als Forscher noch vor wenigen Monaten annahmen. Wenn das Polarmeer auftaut, wäre der Weg frei zu den wertvollen Bodenschätzen der Region. Deswegen wird es am Pol nicht nur klimatisch immer heißer.

Birgit Lutz-Temsch

Im vergangenen Mai ließ eine Meldung amerikanischer Forscher die Anrainer der arktischen Region aufhorchen. Der Nordpol könnte im Sommer wesentlich früher als angenommen eisfrei werden. Ging man bislang davon aus, irgendwann zwischen 2050 und dem 22. Jahrhundert werde es so weit sein, hieß es nun, mit der sommerlichen Schmelze sei wesentlich früher zu rechnen.

Dieser Schwimmer macht mit einem Weltrekord auf die Polschmelze aufmerksam. (Foto: Foto: dpa)

Die Forscher hatten Daten über die minimale Ausdehnung des Eises im September von 1953 bis 2006 ausgewertet. Und waren zu dem Schluss gekommen, dass das Eis pro Jahrzehnt etwa um acht, anstelle von 2,5 Prozent zurück geht.

Unter dem Polarmeer allerdings schlummert womöglich ein Viertel des weltweiten Reservoirs an Öl und Gas, das man dann endlich anzapfen könnte.

Kein Wunder also, dass sich die Staaten, die an die Polregion angrenzen, sogleich auf den Weg machten, ihre Ansprüche auf größtmögliche Gebiete der Arktis anzumelden. Den Anfang machte am 2. August Russland. Überraschend brach eine Expedition an den Pol auf, die in einer spektakulären Aktion in 4261 Metern Tiefe auf dem Meeresboden eine russische Flagge befestigte. Der Nordpol ist russisch, wurde erklärt.

Gleich darauf allerdings startete der kanadische Ministerpräsident Stephen Harper zu einer "Arktis-Souveränitätstour" und bekräftigte den kanadischen Anspruch auf Teile der Arktis. Zwar brachte er weder U-Boot noch Fahne mit, dafür kündigte er an, staatliche Gebäude in der Provonz Nunavut zu einem arktischen Militärzentrum auszubauen, und dort etwa 5000 Reservisten zu stationieren.

Und nur wenige Tage später schließlich brach eine dritte Expedition auf, diesmal eine dänische. Ihre Mission: Der Beweis, dass der Lomonossow-Rücken, eine Art unterseeische Gebirgskette zwischen Grönland und Sibirien, eben zu Grönland und damit zu Dänemark gehört.

Die USA wiederum schicken derzeit ein Vermessungsschiff der Küstenwache in die Arktis. Seit langem geplant sei die Fahrt des Eisbrechers Healy und Teil eines Kartierungsprogramms, sagten die Wissenschaftler. Die Vermessung der Grenzen des Kontinentalschelfs nördlich von Alaska könne aber auch für die etwaige Gewinnung von Bodenschätzen eine Rollen spielen.

Es fehlen die Norweger, unter deren Verwaltung zum Beispiel das Archipel Svalbard mit der Hauptinsel Spitzbergen steht. Und dann wären da noch die Ureinwohner, die eigentlich als allererste da waren. Die Sami, die Inuit zum Beispiel. Diese Völker könnten sich unabhängig machen und ebenfalls Ansprüche anmelden. Ignorieren ließen sich deren Bedürfnisse heute nicht mehr so selbstverständlich wie zu Zeiten der Kolonialisierung.

Die Nasa wiederum ist allen Anrainern einen Schritt voraus: Sie schickte am 4. August die Raumsonde Phönix zum Nordpol los. Nicht zu dem der Erde, sondern des Mars. In neun Monaten soll das Ziel erreicht sein. Gesucht allerdings wird nicht nach Öl. Sondern nach Wasser.

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