Zivilgesellschaft:12 000 Stimmen gegen Rassismus

Lesezeit: 1 min

In Berlin gehen Tausende auf die Straße, der Protest richtet sich in erster Linie gegen die neuen AfD-Parlamentarier. Die Partei verurteilt die Kritik.

Kurz vor der konstituierenden Sitzung des Bundestages haben sich etwa 12 000 Menschen in Berlin an einer Demonstration unter dem Motto "Gegen Hass und Rassismus im Bundestag" beteiligt. "Mein Herz schlägt für Vielfalt" oder "Meine Stimme gegen Hetze" stand auf den Plakaten. Die Demonstranten bildeten nach Angaben der Veranstalter einen "symbolischen Schutzring" um das Reichstagsgebäude. Die Abschlusskundgebung fand am Brandenburger Tor statt. Nach Angaben einer Polizeisprecherin verlief die Großdemonstration bis zum Nachmittag störungsfrei. Die Sprecherin sprach von "etwas über 10 000 Teilnehmern" und bestätigte damit in etwa die von den Veranstaltern genannten Teilnehmerzahlen.

"Vielfalt für Deutschland" fordert eine Demonstrantin am Brandenburger Tor in Berlin anlässlich des Einzugs der AfD in den Bundestag. (Foto: Jörg Carstensen/dpa)

"Die Geschichte hat uns gelehrt, zu was Hass und Rassismus führen können. Ich fordere Abgeordnete jeder Richtung auf, es uns gleichzutun und gemeinsam für unsere demokratischen Grundwerte einzustehen", sagte der 23-jährige Initiator Ali Can am Sonntag. Die Veranstalter hatten in ihrem Aufruf erklärt: "Am 24. Oktober werden Rechtsextreme und Rassisten auf den Stühlen des Bundestags Platz nehmen, als Mitglieder der neuen AfD-Fraktion." Daraufhin bezeichnete die AfD die Demonstration als "Anschlag auf die Demokratie". Der neue Bundestagsfraktionsvize Peter Felser sprach von einer "nicht hinnehmbaren Diskreditierung" der demokratisch gewählten AfD-Abgeordneten. Die rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD) war bei der Bundestagswahl mit 12,6 Prozent drittstärkste Kraft geworden und hatte 94 Sitze im Parlament bekommen. Nach dem Austritt der bisherigen Parteichefin Frauke Petry und des Abgeordneten Mario Mieruch verfügt die AfD noch über 92 Mandate.

Der Bundestag konstituiert sich am Dienstag. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Anton Hofreiter, sagte zum Auftakt der Demonstration, diese sei "ein wertvolles Zeichen, dass sich die Leute nicht damit abfinden, dass jetzt eine Partei im Bundestag sitzt, die sich im Wahlkampf teilweise rassistisch und rechtsradikal geäußert hat". Der Organisator Daniel Boese sagte, die meisten Teilnehmer "kamen aus Berlin und Umgebung, es waren auch viele Familien dabei". Zu den Unterstützern der Demonstration zählten der Deutsche Gewerkschaftsbund, die Linkspartei, der Lesben- und Schwulenverband und viele kleinere Initiativen.

© SZ vom 23.10.2017 / dpa, afp - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: