Ypsilanti-Gegnerin Carmen Everts:Neuer Job für SPD-Rebellin

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Sie gehörte zu dem Quartett, das Andrea Ypsilanti als rot-rot-grüne Ministerpräsidentin in Hessen verhinderte. Jetzt hat die Sozialdemokratin Carmen Everts einen neuen Job gefunden - auch dank der CDU.

Die ehemalige hessische SPD-Abgeordnete Carmen Everts, die zu den vier Abweichlern vor der Ministerpräsidentenwahl 2008 gehörte, übernimmt eine Position im Landesdienst. Sie wird zum 1. Januar Leiterin eines neu geschaffenen Referats an der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung, wie deren Leiter Bernd Heidenreich in Wiesbaden bestätigte.

Die ehemalige hessische SPD-Abgeordnete und Abweichlerin Carmen Everts leitet von Januar an ein neues Referat der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung (Foto: Foto: dpa)

Everts hatte vor einem Jahr zusammen mit ihren Fraktionskollegen Dagmar Metzger, Jürgen Walter und Silke Tesch die Wahl der SPD-Politikerin Andrea Ypsilanti zur Regierungschefin mit Hilfe der Linkspartei verhindert.

Angst vor falschen Interpretationen

Das neu eingerichtete Referat, das sie übernimmt, befasst sich mit der Aufarbeitung der SED-Diktatur und dem demographischen Wandel. Wie hr-online.de berichtete, war die Position bereits zum 1. November ausgeschrieben.

In der fünfköpfigen Auswahlkommission habe es Bedenken gegeben, die Beschäftigung der SPD-Abweichlerin könne als parteipolitisch motivierte Entscheidung interpretiert werden, heißt es in dem Bericht. Es habe der Eindruck entstehen können, die CDU-geführte Landesregierung wolle Everts dafür belohnen, dass sie seinerzeit Ministerpräsident Roland Koch das Amt rettete, indem sie das rot-rot-grüne Bündnis verhinderte.

Auch die SPD-Fraktion habe ein Interesse an Everts neuer Beschäftigung haben können: Sie war bislang wissenschaftliche Mitarbeiterin bei den Sozialdemokraten. Nachdem sie bei der Neuwahl des Landtags nicht mehr als Abgeordnete kandidiert hatte, war Everts formell in ihr früheres Angestelltenverhältnis bei der Landtagsfraktion zurückgekehrt.

Alle Abweichler wieder beruflich tätig

Heidenreich wollte sich dazu nicht äußern. Der Direktor der Landeszentrale sagte nur, dass Everts über hervorragende Qualifikationen verfüge und von der Auswahlkommission mit breiter Mehrheit berufen worden sei. Dem Gremium gehörten neben CDU-Mitglied Heidenreich der Chef der hessischen Staatskanzlei, Stefan Grüttner (CDU), der Kuratoriumsvorsitzende und SPD-Landtagsabgeordnete Reinhard Kahl, der Leiter der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, sowie Berthold Dücker von der Point-Alpha-Stiftung an.

Damit sind alle vier der damaligen SPD-Abweichler wieder in beruflich gesicherten Verhältnissen. Metzger ist in ihre Position als Sparkassen-Justiziarin in Darmstadt zurückgekehrt, Walter arbeitet als Rechtsanwalt, und Tesch hat eine Anstellung bei der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main übernommen.

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