Wulffs Wahlkampf in Niedersachsen:Überlegenheit als Risiko

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Seine eigenen Fans könnten ihm zum Verhängnis werden: Warum siegesgewisse CDU-Anhänger die Wiederwahl des niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff gefährden könnten.

Jens Schneider

Wenn es noch eine richtige Gefahr für Christian Wulff gibt, dann ist es seine Überlegenheit. Dieser Eindruck herrscht kurz vor der niedersächsischen Landtagswahl am Sonntag. Der christdemokratische Regierungschef präsentierte sich in einem konfliktarmen Wahlkampf als smarter Manager eines Erfolgsmodells.

Wulff beim Signieren einer kleinen Deutschland-Flagge. (Foto: Foto: Reuters)

Niedersachsens Wirtschaftsdaten belegen, geprägt vom bundesweiten Aufschwung, die gute Bilanz mit dem größten Rückgang bei den Arbeitslosenzahlen seit 15 und der niedrigsten Nettokreditaufnahme seit 35 Jahren. Herausforderer Wolfgang Jüttner von der SPD wirft Wulff vor, dass Niedersachsen viel weniger erreicht habe als möglich gewesen wäre. Aber seine Kritik scheint beim Wähler nicht anzukommen.

Die Stimmung ist so gut wie lange nicht - und Jüttner ist es nicht gelungen, Wulffs großen Vorsprung im Direktvergleich zu verkürzen. Kurz vor der Wahl lag die CDU bei Meinungsforschern mit 46 Prozent (2003: 48,3 Prozent) klar vor der SPD mit 33 Prozent. Sein Lager warnt, dass Anhänger am Sonntag daheim bleiben könnten, weil sein Erfolg selbstverständlich erscheint.

Dazu kommt die Sorge um den Koalitionspartner: Seit 2003 regiert Wulff mit der FDP weitgehend geräuschlos. Sie erreichte vor fünf Jahren 8,1 Prozent und lag in den Umfragen um 7 Prozent. Doch die FDP-Minister, vor allem Walter Hirche (Wirtschaft), gelten als Schwachstellen der Regierung. Das Bild der FDP dominiert Fraktionschef Philipp Rösler, knapp 34 Jahre alt, mit seinem erfrischenden Auftreten vielleicht das Aufregendste, was die FDP an Landespolitikern zu bieten hat.

Aber die FDP bangt, dass Rösler die Zugkraft des alles überstrahlenden Regierungschefs nicht ausgleichen kann. Die Liberalen warnen vor einer absoluten Mehrheit und werben um Zweitstimmen der CDU-Wähler. Mit einem sicheren Einzug in den Landtag können offenbar die Grünen rechnen. 2003 lagen sie bei 7,6 Prozent. Sie versuchen, ihre Klientel durch scharfe Kritik an Wulff zu mobilisieren. Spitzenkandidatin Ursula Helmhold nennt ihn einen "Blender mit einem Rückgrat aus Gelee".

Die große Unbekannte ist in doppelter Hinsicht die Linkspartei. Ihre Kandidaten kennt man kaum, und man weiß nicht, wie stark ihre Basis ist. Wulff war lange zuversichtlich, dass die Linke im stark ländlich geprägten Niedersachsen keine Resonanz findet. SPD-Mann Jüttner glaubte, ihr mit seiner Kampagne für den Mindestlohn das Wasser abgraben zu können. Doch zuletzt stieg sie in Umfragen auf fünf Prozent.

Wulff warnt die Wähler vor einer rot-rot-grünen Kooperation. SPD und Grüne haben diese Option klar verneint. Selbst eine Tolerierung durch die Linke, sagt Jüttner, werde es nicht geben.

© SZ vom 26./27.01.2008/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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