Wirtschaft:Opel soll eigenständige Marke bleiben

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Peugeot-Chef Tavares macht aber klar, dass sich der deutsche Autohersteller im Fall einer Übernahme durch den französischen Konzern selbst sanieren muss.

Von Leo Klimm, Paris

Der französische PSA-Konzern verspricht, Opel im Fall einer Übernahme als selbständigen Hersteller zu erhalten. Opel bleibe "ein deutsches Unternehmen mit einer deutschen Marke, einem deutschen Management und deutscher Ingenieurskunst", sagte PSA-Chef Carlos Tavares am Donnerstag in Paris. "Was wir wollen, ist eine deutsche Marke in unserem Portfolio." Tavares möchte so Kunden anziehen, die keine Autos der französischen PSA-Marken Peugeot, Citroën und DS kaufen würden. "Wir haben die Chance, einen europäischen Champion zu schaffen", so Tavares.

Die Betonung der Eigenständigkeit Opels als möglicher neuer PSA-Tochter soll Sorgen vor drohenden Werksschließungen und Stellenstreichungen zerstreuen. Schon zuvor hatte der Peugeot-Chef Bundeskanzlerin Angela Merkel und Gewerkschaftern zugesichert, die Jobgarantien, Investitions- und Standortzusagen einzuhalten, die der bisherige Opel-Eigner General Motors gegeben hat. Die Zusagen laufen aber teils schon 2018 aus. Zu den Perspektiven danach äußerte sich Tavares ausweichend. Er verwies auf die gute Zusammenarbeit, die er mit den französischen Gewerkschaften pflege. Opel beschäftigt 38 000 Mitarbeiter, 18 200 von ihnen in Deutschland. Da der verlustreiche Hersteller, die britische Schwestermarke Vauxhall und PSA ähnliche Autos bauen, auf den europäischen Markt konzentriert sind und überdies Auslastungsprobleme in ihren Werken haben, halten viele Branchenexperten Einschnitte bei Opel nach einer Übergangsphase für wahrscheinlich.

"Opel braucht Hilfe", so Tavares. Die deutsche Firmenleitung müsse einen Sanierungsplan aufstellen und umsetzen, sollte es zur Übernahme kommen. "Ich bin anspruchsvoll, das ist klar", sagte der PSA-Chef. Er sehe viele Parallelen mit der Lage seines Konzerns vor vier Jahren. Damals musste Peugeot mit frischem Kapital gerettet und ein Werk geschlossen werden. Seit 2014 führt Tavares den Hersteller und hat ihn effizienter gemacht. PSA baut jährlich mehrere Tausend Stellen in Frankreich ab, verzichtet aber auf betriebsbedingte Kündigungen. Trotz sinkender Marktanteile in Europa verdoppelte PSA den Nettogewinn 2016 auf diese Weise beinahe auf 1,7 Milliarden Euro. Der Konzern verfügt über Nettobarmittel von 6,8 Milliarden Euro, was eine Opel-Übernahme ermöglicht. Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries und ihr französischer Amtskollege Michel Sapin erneuerten am Donnerstag ihre Unterstützung für den Zusammenschluss. Sie setzten darauf, dass "Synergiepotenziale in mehr Wachstum" münden, um Beschäftigung zu sichern, so die Minister. Zypries sagte, die Beschäftigungsgarantie bis 2018 könne "nur ein erster Schritt sein". Frankreichs Regierung hat Einfluss bei PSA, der Staat zählt seit der Rettung 2014 zu den Hauptaktionären.

Die Übernahme könnte schon in den nächsten Tagen besiegelt werden - wobei Carlos Tavares sich nicht genau festlegen wollte. Ein Knackpunkt in den Verhandlungen mit GM sind die Pensionsverpflichtungen von Opel und Vauxhall in Milliardenhöhe.

© SZ vom 24.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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