Wirtschaft:Milliarden-Hilfe für Elektroautos

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Mit Kaufprämien und Steueranreizen will die Bundesregierung kurzfristig 300 000 elektrisch angetriebene Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen bringen. Bund und Industrie teilen sich die Kosten.

Von Cerstin Gammelin, Berlin

Bundesbürger, die sich ein reines Elektroauto kaufen, können demnächst einen Umweltbonus von 4000 Euro erhalten. Bei einem Hybrid-Fahrzeug sind es 3000 Euro. Das beschloss das Bundeskabinett am Mittwoch in Berlin. Sie will mit einem Förderprogramm in Milliardenhöhe, das auch den Ausbau von Ladestationen und Steuererleichterungen vorsieht, umweltfreundlichen E-Autos zum Durchbruch verhelfen. Bis 2020 sollen eine Million dieser Fahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs sein.

Die Regierung kalkuliert damit, dass dank des Umweltbonus, der als Kaufprämie ausgezahlt wird, kurzfristig etwa 300 000 Autos gekauft werden und damit ein Schub hin zu mehr E-Mobilität ausgelöst wird. Der Stichtag, von dem an die Kaufprämie gilt, stand am Mittwoch noch nicht fest. Das Bundeswirtschaftsministerium teilte mit, dazu sei eine Förderrichtlinie nötig, an der noch gearbeitet werde. Am Tag der Veröffentlichung im Bundesanzeiger trete die Kaufprämie in Kraft.

Autohersteller und Bund teilen sich die Kosten. Das bedeutet für die Käufer der geförderten Fahrzeuge, dass sie beim Händler einen Rabatt von 2000 Euro auf den Listenpreis des gewünschten E-Fahrzeugs bekommen. Den zweiten Teil der Prämie erhalten sie über einen Antrag beim zuständigen Bundesamt Bafa, der online bereitgestellt wird.

Der Umweltbonus kann von Privatpersonen, Stiftungen, Unternehmen, Körperschaften und Vereinen beantragt werden. Voraussetzung ist, dass das Fahrzeug mindestens neun Monate im Besitz des Käufers bleibt. Auch für Leasingverträge gilt eine Mindestlaufzeit. Wer mit dem Zuschuss liebäugelt, sollte nicht zu lange mit einer Entscheidung warten. Der Umweltbonus wird nur so lange gezahlt, bis die 1,2 Milliarden Euro aus dem Fördertopf ausgegeben sind, allenfalls bis zum 30. Juni 2019. Gefördert werden Elektroautos, deren Basisausstattung den Listenpreis von 60 000 Euro nicht übersteigt.

Zusätzlich zur Kaufprämie gibt es steuerliche Vorteile. Wer ein E-Auto kauft, ist künftig zehn Jahre von der Kfz-Steuer befreit, also doppelt so lange wie bisher. Steuerbefreit sind auch Autos, die vollständig auf Elektroantrieb umgerüstet sind. Vergünstigungen gibt es ebenfalls für Besitzer von E-Autos, die zum Aufladen Stationen bei ihrem Arbeitgeber nutzen. Prinzipiell dürfte der Weg zur Ladestation deutlich kürzer werden, weil der Bund zusätzlich 15 000 neue Ladestellen finanzieren will.

Die staatliche Förderung soll die Hersteller dazu bewegen, moderne umweltfreundliche Fahrzeuge zu bauen und die weltweiten digitalen Entwicklungen im Automobilbereich nicht zu verschlafen. Bisher hinken deutsche Hersteller hinterher. Nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie bieten die Firmen nur 30 E-Autos als Serienmodelle an. Die meisten dieser Fahrzeuge haben einen Hybrid-Antrieb, der Verbrennungsmotor und Stromantrieb kombiniert. Reine Elektroautos lassen auf sich warten; lediglich BMW bietet bisher ein solches Fahrzeug in Serie an.

© SZ vom 19.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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