Wikileaks: Irak-Papiere:"Keine Untersuchung nötig"

Abseits dieser Einzelvorfälle dokumentieren die Protokolle den Alltag des Krieges, zu dem offenbar auch gehörte, dass sich das US-Militär blind gegenüber Folter und Missbrauch von irakischen Einsatzkräften an Landsleuten gezeigt haben soll. Spiegel Online schreibt , die Unterlagen aus den Jahren 2004 bis 2009 belegten, wie die irakische Gesellschaft durch den Krieg brutalisiert worden sei. Entführungen, Hinrichtungen und Folter von Gefangenen seien Routine geworden. Es sei klar, dass die meisten Menschen durch die Hand ihrer eigenen Landsleute starben, resümiert die New York Times.

Wikileaks: Irak-Papiere: FILE - In this March 22, 2008 file photo, a U.S. Army soldier, right, assists an Iraqi Army soldier escorting two hooded men detained in a raid by Iraqi troops in Mosul, Iraq. U.S. forces often failed to follow up on credible evidence that Iraqi forces mistreated, tortured and killed their captives in the battle against a violent insurgency, according to accounts contained in what was purportedly the largest leak of secret information in U.S. history.(AP Photo/Maya Alleruzzo, File)

FILE - In this March 22, 2008 file photo, a U.S. Army soldier, right, assists an Iraqi Army soldier escorting two hooded men detained in a raid by Iraqi troops in Mosul, Iraq. U.S. forces often failed to follow up on credible evidence that Iraqi forces mistreated, tortured and killed their captives in the battle against a violent insurgency, according to accounts contained in what was purportedly the largest leak of secret information in U.S. history.(AP Photo/Maya Alleruzzo, File)

(Foto: AP)

Der Guardian urteilt, die US-Behörden hätten es unterlassen, Hunderten Berichten über Missbrauch, Folter, Vergewaltigung und Mord nachzugehen, in die irakische Polizisten und Soldaten verwickelt gewesen seien.

Zahllose Belege für Folter und Missbrauch

In mindestens sechs Missbrauchsfällen starben die Gefangenen an den Folgen von Schlägen und Folter. Noch im Dezember 2009 wurde dem US-Militär laut Guardian ein Video zugespielt, dass detailliert den Tod eines Gefangenen dokumentiert, der von zwölf irakischen Soldaten geschlagen und später auf offener Straße erschossen wird.

Der Hauptverdächtige konnte identifiziert werden, die US-Truppen hätten solche Anschuldigungen ignoriert. Die Reaktion auf das Video: "Keine Untersuchung ist nötig" - "No investigation is necessary."

"No further investigation" hießt es auch bei vielen anderen Fällen. Einem Iraker, der als möglicher Selbstmordattentäter verhört wurde, schoss man ins Bein, beim Verhör brachen ihm Polizisten die Rippen, er wurde mit Gummischläuchen und Knüppeln traktiert. Auch hier: Keine weitere Untersuchung.

Einige Berichte weisen nicht nur auf Missbrauch, sondern systematische Folter hin. Einem Mann fesselte man die Hände hinter dem Rücken und hängte ihn dann an den den Handgelenken auf. In besonders grausamen Fällen wurden mit Chemikalien Hände verätzt und Finger oder Zehen amputiert. Die Vorfälle landeten in den Registern- Konsequenzen hatten sie keine.

Der Guardian führt dies auf eine Direktive an das US-Militär, eine sogenannte fragmentary order, aus dem Juni 2004 zurück. Laut Direktive Frago 242 sollten Gesetzesbrüche unter Irakern nicht weiter verfolgt werden. Dies sei Teil des Versuchs gewesen, die Sicherheitaufgaben in die Hände der Iraker zu geben. Im Endergebnis bedeutete dies laut Guardian, dass die politischen Strukturen sich änderten, Folter aber weiterhin übliches Mittel blieb.

Nach Ansicht des irakischen Ministeriums für Menschenrechte enthalten die auf der Internetplattform Wikileaks veröffentlichten Dokumente zum Irak-Krieg "keine Überraschungen". "Wir haben bereits auf mehrere dieser erwähnten Fakten hingewiesen", sagte der Sprecher des Ministeriums der Nachrichtenagentur AFP am Samstag. "Dazu zählen auch die Ereignisse im Gefängnis von Abu Ghraib und weitere Vorfälle, in die die US-Streitkräfte verwickelt waren", sagte Kamel el Amin in Anspielung auf das berüchtigte irakische Gefangenenlager.

Zu den Enthüllungen von Wikileaks zum Verhalten der irakischen Sicherheitskräfte wollte sich el Amin hingegen nicht äußern.

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