Weinstein-Urteil:Für den Rest des Lebens

23 Jahre Gefängnis, so lautet das Strafmaß für Harvey Weinstein. Das kann man als hartes Urteil empfinden, aber der Filmproduzent hat Frauen missbraucht und bis zum Schluss keine Reue gezeigt.

Von Susan Vahabzadeh

Alles andere als milde ist das Strafmaß, das ein New Yorker Gericht jetzt gegen Harvey Weinstein verhängt hat: 23 Jahre lang soll der Filmproduzent wegen Vergewaltigung in Haft sitzen. Weinstein ist 67 Jahre alt, es kann also gut sein, dass er den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringt. Das kann man als hartes Urteil empfinden; seine Opfer haben ja überlebt.

Weinstein hat aber über Jahrzehnte Frauen unter Druck gesetzt und missbraucht, und bis zum letzten Moment ließ er keinerlei Einsicht, Reue oder Demut erkennen. Seine Bitte um Milde am Morgen der Verkündung des Strafmaßes hat das Gericht offenbar nicht beeindruckt: Weinstein verglich die Ahndung von Sexualverbrechen mit der Verfolgung vermeintlicher Kommunisten in der McCarthy-Ära und sich selbst mit "Spartacus"-Drehbuchautor Dalton Trumbo, der wegen sogenannter unamerikanischer Umtriebe jahrelang in Hollywood auf der schwarzen Liste stand. Er habe, sagte er, seine Macht über andere nicht missbrauchen können, weil er ja gar keine gehabt habe.

Das widerspricht der Selbstinszenierung, die Weinstein über Jahrzehnte in der Filmbranche gepflegt hat. Er wollte als der Mann wahrgenommen werden, der sogar eine Oscar-Entscheidung beeinflussen kann. Die Opferrolle nahm ihm nun keiner ab.

© SZ vom 12.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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