Wahlkampf in den USA:Einer gegen alle

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Je mehr Donald Trump an Zustimmung verliert, desto heftiger werden seine Tiraden: Er wittert überall Verschwörungen und fordert einen Drogentest für Clinton.

Von Sacha Batthyany, Washington

Drei Wochen vor der Wahl arbeitet Donald Trump weiter an seinen Verschwörungstheorien. Seit Wochen schon spricht der republikanische Präsidentschaftskandidat vom "korrupten System" und möglichen Wahl-Manipulationen, doch seit er wegen eines Videos, in dem er davon prahlt, den Frauen an die Genitalien zu fassen, unter Druck geriet, hat Trump seinen Ton noch einmal verschärft. Bei einer Veranstaltung am Wochenende warf er den Medien vor, "die Wahl mit Lügen bewusst zu manipulieren", um den Sieg Clintons sicherzustellen, Journalisten seien "Clintons Lobbyisten". Seinen Anhängern in Portsmouth, New Hampshire, rief er zu: "Entweder gewinnen wir diese Wahl oder wir verlieren dieses Land". Es sei, so Trump, "unsere letzte Chance".

Auch seine Attacken gegen die Demokratin Hillary Clinton werden immer infamer. Sie habe sich heimlich mit internationalen Banken getroffen, um die "Zerstörung amerikanischer Souveränität zu planen", so Trump, der schon in früheren Auftritten ihre Gesundheit und Fitness anzweifelte, am Wochenende aber noch einen Schritt weiter ging: Trump warf ihr vor, sich bei der zweiten Fernsehdebatte vor knapp einer Woche mit Medikamenten aufgeputscht zu haben. "Ich weiß nicht, was mit ihr los ist. Zu Beginn war sie völlig aufgedreht, danach fiel sie in sich zusammen", behauptete er - und schlug vor der nächsten Debatte am kommenden Mittwoch eine Art "Anti-Drogen-Test" vor.

Sei dem Video sieht sich Donald Trump mit sinkenden Umfragewerten konfrontiert. Täglich werden neue Anschuldigungen von Frauen publik, die von angeblichen sexuellen Übergriffen Donald Trumps berichten. Sein Wahlkampfteam bestreitet zwar die Vorwürfe, Trumps engste Berater aber rücken von ihm ab. Chris Christie etwa, Gouverneur von New Jersey, der Trump früher bei seinen Auftritten begleitete, ist abgetaucht. Newt Gingrich, der ehemalige Sprecher des Repräsentantenhauses, sagte: "Es gibt einen großen Trump und einen kleinen Trump, und der kleine Trump ist offen gesagt erbärmlich." In den Staaten, in denen ein knapper Ausgang bei der Wahl erwartet wird, führt Clinton in den Umfragen.

Selbst so mancher Republikaner wird sich wohl gewünscht haben, dass Trump an diesem Tag in Portsmouth bloß hinter dem Vorhang geblieben wäre. (Foto: Mary Schwalm/AFP)

Trump mag seit dem Video an Popularität eingebüßt haben, mit seinen Reden über "das korrupte System" aber wiegelt er seine Fans drei Wochen vor der Wahl noch einmal richtig auf. Es handle sich um eine Elite aus "Bankern, Journalisten und Politikern", die entscheide, wer Präsident werde. Er forderte seine Anhänger auf, sich im November als Wahlpolizei zu betätigen und nach dem Rechten zu sehen - was einige offenbar wörtlich nehmen. Ein Sheriff aus Milwaukee schrieb auf Twitter, es sei "Zeit für Fackeln und Mistgabeln". Gemäß Boston Globe rief ein Trump-Anhänger dazu auf, Clinton nicht nur ins Gefängnis zu stecken, sondern zu erschießen. "Es wird Blut fließen", soll er gesagt haben.

Auch Präsident Barack Obama schaltete sich in den Wahlkampf ein. Um einen Menschen zu bewerten, soll man sich anschauen, was er sein ganzes Leben getan habe. "Trump hat 60 Jahre damit verbracht, zur Elite zu gehören. Und jetzt will er Anwalt des kleinen Mannes sein?" Das sei etwas vom Lächerlichsten, was er je gehört habe, sagte der Präsident.

© SZ vom 17.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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