Nach dem Sieg des türkisch-zyprischen Hardliners Dervis Eroglu bei der Präsidentenwahl im Nordteil Zyperns wächst die Sorge um den Friedensprozess auf der geteilten Mittelmeerinsel. Griechisch-zyprische Politiker erklärten in der Nacht zum Montag, die Verhandlungen über eine Wiedervereinigung steuerten nun auf eine Sackgasse zu.
Eroglu erhielt nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis etwa 50 Prozent der Stimmen und ließ damit den gemäßigten Amtsinhaber Mehmet Ali Talat mit etwa 42 Prozent deutlich hinter sich. Der neue Präsident hat sich mehrfach gegen eine Wiedervereinigung ausgesprochen. Nach dem Wahlsieg versicherte er allerdings, die Verhandlungen würden fortgesetzt.
Der griechisch-zyprische Regierungssprecher Stefanos Stefanou sagte: "Die Wahl Eroglus ist wegen seiner Thesen zweifellos eine negative Entwicklung. Jetzt hat Vorrang zu sehen, wie wir auf dieser neuen Basis arbeiten und Lösungen suchen." Andros Kyprianou, Generalsekretär der linken Partei AKEL, sprach von "sehr negativen Gegebenheiten".
Nur Ankara erkennt Nordteil an
Der Präsident der kleinen Sozialistischen Partei EDEK, Giannakis Omirou, sieht Zypern auf dem Weg in eine "Sackgasse". Pessimistisch äußerte sich auch Averof Neofytou, Vizepräsident der konservativen, zweitgrößten Partei DISY (Demokratische Gesamtbewegung): "Wenn wir mit Talat schon zu keinen Ergebnissen gekommen sind, wie kann man jetzt hoffen, dass es mit Eroglu weitergeht."
Zypern gehört seit dem 1. Mai 2004 zur Europäischen Union. Das EU-Recht gilt aber vorerst nur im griechisch-zyprischen Süden der Mittelmeerinsel. Nur Ankara erkennt die Türkische Republik Nordzypern als Staat an.
Talat suchte seit September 2008 mit dem Präsidenten der Republik Zypern, Dimitris Christofias, nach einer föderativen Lösung. Zypern soll in Form einer Bundesrepublik wiedervereinigt werden. Diese soll aus zwei Ländern - dem türkisch-zyprischen im Norden und dem griechisch-zyprischen im Süden - gebildet werden. Die Nationale Einheitspartei von Eroglu hat dagegen eine Zwei-Staaten-Lösung gefordert. Der Streit um Zypern erschwert auch der Türkei eine weitere Annäherung an die EU.