Wahlen:Die Kandidaten: Versöhner und "Thatcher von der Sarthe"

Paris (dpa) - Beide waren Premierminister, beide blicken auf eine lange politische Karriere zurück: François Fillon und Alain Juppé haben einiges gemeinsam. Doch es gibt auch Unterschiede.

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Paris (dpa) - Beide waren Premierminister, beide blicken auf eine lange politische Karriere zurück: François Fillon und Alain Juppé haben einiges gemeinsam. Doch es gibt auch Unterschiede.

Im Rennen um das Präsidentenamt gilt der frühere Regierungschef Fillon (62) als Favorit der französischen Rechten. Der frühere Premier vertritt in der Wirtschaftspolitik deutlich liberale Positionen, während er in der Sicherheitspolitik konservativ auftritt.

Mit Blick auf das Heimat-Département des Politikers im ländlichen Nordwesten Frankreichs nennt ihn die belgische Tageszeitung "Le Soir" den "Thatcher von der Sarthe". Die französische Zeitung "Le Monde" sieht Fillon als einen Vertreter des politischen Katholizismus im Land.

Schon als Premier unter dem damaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy stellte Fillon vor knapp zehn Jahren schonungslos fest, er regiere einen Staat, der pleite sei. Der Kandidat Fillon vertritt ein Programm, in dem viel vom Sparen die Rede ist. Europäischen Partnern wie Deutschland dürfte das gefallen, Frankreich gilt seit Jahren als reformbedürftig. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone verstößt immer noch gegen EU-Budgetregeln.

Fillon spricht sich dafür aus, über die Amtszeit von fünf Jahren 600 000 Beamten-Stellen abzubauen und die Staatsausgaben um 110 Milliarden Euro zu kürzen. Das Verteidigungsbudget soll hingegen um zehn Milliarden Euro steigen.

Juppé (71) ist Zweitplatzierter nach der ersten Runde der Vorwahl. Der Ex-Premier, der unter dem damaligen Präsidenten Jacques Chirac diente, vertritt laut "Le Monde" einen pragmatischen Kurs. Der Bürgermeister von Bordeaux wolle beruhigen - nach einer beispiellosen Terrorserie eine nicht zu unterschätzende Aufgabe. Er setzte darauf, die muslimische Gemeinschaft zu integrieren und den Platz Frankreichs in einer globalisierten Welt zu sichern. Er ähnele einem deutschem Christdemokraten, bilanziert die Zeitung.

Juppé will ebenfalls die Staatsausgaben drücken - um bis zu 100 Milliarden Euro. Es sollen aber 10 000 Polizisten und Gendarmen zusätzlich eingesetzt werden, um Frankreichs Sicherheitsproblem zu begegnen. Auf europäischer Ebene plädiert er für eine Neuverhandlung des Schengen-Vertrages, der ein Reisen ohne Passkontrollen ermöglicht.

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