Wahlen:Analyse: Befreiungsschläge für Trump und Clinton

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Auf der Seite der US-Republikaner konnte sich in New York Donald Trump durchsetzen. (Foto: Peter Foley/Archiv)

New York (dpa) - Knallrot strahlte die Spitze des Empire State Buildings am Dienstag über Manhattan - die Farbe Donald Trumps. Was sich die Fernsehmacher von CNN zur Feier der wichtigen Vorwahl im Staat New York hatten einfallen lassen, war nicht das einzige Symbol des Wahlabends.

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New York (dpa) - Knallrot strahlte die Spitze des Empire State Buildings am Dienstag über Manhattan - die Farbe Donald Trumps. Was sich die Fernsehmacher von CNN zur Feier der wichtigen Vorwahl im Staat New York hatten einfallen lassen, war nicht das einzige Symbol des Wahlabends.

Donald Trump siegt in seinem Heimatstaat New York, im Trump-Land quasi, mit überzeugenden rund 60 Prozent der Stimmen. Nach all dem Gegenwind, der ihm zuletzt entgegenschlug, sieht es nun wieder so aus, als habe sich der 69-Jährige die Deutungshoheit über den Vorwahlkampf der Republikaner zurückerobert. Ein Befreiungsschlag?

Mit Sicherheit für Hillary Clinton. Sie setzte sich in New York nach zahlreichen Niederlagen gegen ihren hartnäckigen parteiinternen Kontrahenten Bernie Sanders durch.

Die Wahl in New York war besonders aufgeladen. Trump stammt aus der Ostküstenmetropole, Sanders aus Brooklyn, Clinton war dort acht Jahre lang Senatorin. „Nichts geht über zu Hause“, rief sie erleichtert nach dem Sieg.

Trump strotzte nach einer Serie von Wahlniederlagen nach dem klaren Sieg in New York vor neuem Selbstbewusstsein. Seine Rede hielt er, wie sollte es anders sein, im Trump Tower. Jenem Wolkenkratzer an der Fifth Avenue in Manhattan, von dem aus er sein Imperium verwaltet.

Seine Rede war nach acht Minuten schon wieder vorbei, das war deutlich kürzer, dafür aber inhaltlicher als man es sonst so von ihm kennt. Als der Matador die Bühne verließ, spielten sie Frank Sinatras Ohrwurm „New York, New York“. „If I can make it there, I'm gonna make it everywhere“, heißt es dort - „Wenn ich es dort schaffe, schaffe ich es überall.“

Doch ob Trump tatsächlich der Kandidat der Republikaner wird, ist auch nach dem Dienstagabend ungewiss. Er konnte sich wohl einen bedeutenden Teil der Delegierten sichern, wohl mindestens 90 der 95 zur Debatte stehenden Delegiertenstimmen. Damit ist der Immobilien-Mogul und Showman aber noch nicht am Ziel.

Sollte er auf dem Parteitag im Juli in Cleveland zu einem zweiten oder weiteren Wahlgängen kommen, können die meisten Delegierten für den Kandidaten stimmen, den sie für am geeignetsten halten. Das ist ganz oft nicht Trump, weil sein Gegner Ted Cruz mit sehr viel mehr Organisationskultur die Delegiertenauswahl begleitet und seine Leute geschickt platziert hat.

Ein System, das Trump als „durchweg manipuliert“ bezeichnet. Das „Wall Street Journal“ kommentierte am Mittwoch, Trump wirke - nicht zuletzt wegen solcher Angriffe auf den eigenen Stall - noch immer nicht wie jemand der seine zerstrittene Partei einen können, sondern eher wie jemand, der eine „feindliche Übernahme“ beabsichtigt. Dass er in New York für 60 Prozent der Stimmen fast 100 Prozent der Delegierten bekam, führte nicht zu Beschwerden aus dem Trump-Lager.

Die „Washington Post“ hat errechnet: Trump kann nur dann Kandidat werden, wenn er es schon vor dem Parteitag schafft, die absolute Mehrheit von 1237 Stimmen zu sammeln. Davon ist er nach New York noch rund 400 Delegierte entfernt. In Bundesstaaten wie Pennsylvania, Maryland oder am Schluss in Kalifornien kann er den Sack zumachen.

Die wirklich „magische Zahl“ liege ohnehin irgendwo unterhalb von 1237. Trump werde es schaffen, 50 bis 100 nicht gebundene Delegierte schon vor dem Parteitag auf seine Seite zu ziehen, berichtet das Magazin „Politico“ unter Berufung auf Parteiinsider der Republikaner.

Klar ist auch: Je näher er an die magische Zahl von 1237 kommt, desto weniger Gewicht bekommen die Argumente gegen ihn. In der Grand Old Party mehren sich die Stimmen, die ein Problem damit haben, Trump im Falle einer klaren Führung die Kandidatur zu verweigern. Zumal die Alternative Ted Cruz in New York überhaupt keinen Fuß auf den Boden bekam. Trump sagt es auf seine Art: „Wir haben eine Million mehr Stimmen als sie. Wir sind nicht mehr zu kriegen.“

Bei den Demokraten sieht es nach einer deutlicheren Entscheidung aus. Auch wenn Sanders weiter im Rennen bleiben will. Clinton wirkte nach dem Sieg erleichtert, fast schon losgelöst. „Das Rennen für die demokratische Präsidentschaftskandidatur ist auf der Zielgeraden und der Sieg ist in Sicht“, rief die 68-Jährige ihren Anhängern zu.

Sanders hatte ihr in den vergangenen Wochen mächtig zugesetzt. Von neun Vorwahlen gewann der „demokratische Sozialist“ acht. Clinton führte weiter bei der Gesamtzahl der Delegierten, aber die Niederlagen kratzten am Gesamtbild.

Clinton hat im New Yorker Stadtteil Brooklyn das Hauptquartier ihrer Kampagne eingerichtet. Eine Niederlage hätte sie hier schon aus Gründen der Symbolik nur schwer schönreden können. Das war auch gar nicht nötig: Nach Trumps Rot ließen sie das Empire State Building auch noch in Clintons Königsblau leuchten.

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